Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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der Enns liegende Land hieß gewöhnlich die Ostmark, es war ein Theil für 
sich, die Grafen standen unmittelbar unter Kaiser Karl dem Großen und seinen 
Nachfolgern. Es hatte wohl auch die Namen: Avarien, Hunnien, Sla- 
vinien, Austria, der Orient, das obere Pannonien, aber nie wurde 
es Baiern genannt, sondern dieses wurde von jenem genau unterschieden1). 
Die Gränzgrafen waren (Go unterschieden1). dann War narius (Werinhar, Wer¬ 
ner), Alberich, Gottfried und Gerold, welche namentlich angeführt 
werden2). Unter diesen stand nun auch ein Theil unseres Landes, später wenig¬ 
stens, die Mark ob der Enns genannt, die wahrscheinlich schon zur Zeit 
Thassilo's, oder in den ersten Jahren Karls des Großen gegen die Avaren be¬ 
stimmt wurde; sie begriff wohl in sich den Traungau, wo wir in jenen 
Zeiten und noch nach Karls Tode von keinem eigenen Grafen etwas lesen, und 
vielleicht einen Theil des Atergaues. 
Go teram starb bald, oder kam anderswohin; denn schon im J. 805 
wird Warnarius als Graf oder Vorsteher zu Lauriacum erwähnt, der von 
Kaiser Karl den besonderen Auftrag erhielt, zu verhüten, daß Waffen oder Rüst¬ 
zeug zum Verkaufe in feindliches Land geführt werdan 3); darunter war vor¬ 
züglich Böhmen zu verstehen, gegen welches damals Karl einen großen Feld¬ 
zug unternahm, woran Warnarius dann selbst auch Antheil, nahm 4). Da er 
nun sogar seinen Sitz im Traungaue hatte, so war er wohl zugleich über selben 
gesetzt, und später finden wir urkundlich, daß unter den östlichen Markgrafen 
auch dieser Gau stand. Auf Warnar folgte Alberich, unbekannt wie lange; 
dann kam Gottfried, welcher in einer Urkunde, von K. Ludwig den 
Frommen im J. 823 an Passau ausgestellt, erscheint3). 826 war jedoch schon 
Gerold, ein Franke, Vorsteher der Ostmark; damals rüsteten sich die Bul¬ 
garen, um in dieselbe und noch mehr auf der Drau in Carantanien, wo J. 
derich als Herzog von Friaul die Oberaufsicht führte, Einfälle zu machen. 
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1) So z. B. annal. Metens. Franc, ad 803 bei Bouquet. Imperator autem Bojoariam 
profectus ad Reganesburch veniens, adventum exercitus de Pannonia redeuntis praestola* 
batur.— Annal. fuld. cont. ait. ad 884. Imperator per Bojoariam ad Orientem proficis- 
citur, veniensque prope flumen Tullinum, monte Comiano colloquium habuit. Ad annum 
900. Avari (Hungari) ex improviso cum manu valida ultra Anesum fluvium regnum 
Bajowaricum hostiliter invaserunt. Mehrere Stellen noch in Hormayr's Taschenbuch, 1813, 
S. 19 - 22. 
2) Juvavia, II. p. 15, de conversione Carantanorum 1. c. 
3) Capitulare anni 805, apud Baluze, I. 425, 431. Pertz, III. 133. Ad Lauriacum Warna¬ 
rtus praevideat, et ut arma et bruñías non ducant ad venumdandum. 
4) Palacky, Gesch. von Böhmen, B. I. S. 100 - 102. 
3) Buchinger's Gesch. von Passau, V. II. S. 483. Auch in Hormayr's Gesch. von Wien 
auß dem Original, B. II. S. CLXXXll. Cum Reginharius episcopus effectus est, devitans dis¬ 
cordiam et litem, Gotafredum marchionem et judices illius provinciae in presentiam no¬ 
stram fecit venire.
	        
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