Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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hinein und unter seinem Landeshauptmanne in der Steiermark wurden Leoben 
und andere Orte km Gebirge besetzt 1). Ottokar selbst verweilte in dieser Zeit im 
Lande ob der Enns und stellte am 28. November zu Linz vier Urkunden an das 
Kloster Wilhering aus2). Er suchte nun wohl alle inneren Fehden zu vertilgen, 
Ruhe und Ordnung herzustellen, damit sich das Land von den Unglücksfällen 
und Verwüstungen der verflossenen Jahre erholen könnte; allein dieses Glück 
war noch nicht beschieden, noch in diesem Jahre 1252 fielen zahlreiche Schaaren 
von Ungarn und Kumanen in Mähren und Oesterreich ein, plünderten bis Tulln, 
eben so in der Steiermark, und kehrten schnell mit ihrer Bellte wieder zurück. 
Nun war kurze Zeit Ruhe und Ottokar benutzte dieselbe, um sich von 
Passau die sehr bedeutenden Lehen zu sichern, welche die vorigen Herzoge in 
Oesterreich und in der Steiermark besaßen. Er erhielt dieselben endlich auch 
und bewilligte dafür dem Bischöfe seine Städte St. Pölten und Eferding zu 
befestigen und gab ihm noch 3000 Mark Silbers für die Lehen 3). Bald dar¬ 
nach loderte die Kriegsflamme schon wieder fürchterlich in Oesterreich auf; 
Beta schloß einen Bund mit mehreren Fürsten, vorzüglich mit Otto von Baiern, 
um Ottokarn von vielen Seiten zugleich anzugreifen und ihn zu vernichten; er 
war auch in der größten Gefahr. Ungarn drangen in Mähren ein und verwü¬ 
steten es fürchterlich; in der Steiermark kämpfte Beta selbst gegen Ottokarn; 
andere Schaaren rückten in Oesterreich ein und drangen bis Melk vor. Nun 
kamen auch Herzog Otto und Heinrich von Baiern (sein Sohn) mit einem 
Heere heran, rückten am 17. September in Frankenmarkt ein4) und zogen 
dcwn vorwärts in unserem Lande, um sich mit den Ungarn zu vereinigen. Allein 
sie stießen auf unerwarteten Widerstand; Alles griff zu. den Waffen, jede Stadt 
und Burg vertheidigte sich mit größtem Muthe, die Ritter kämpften mit Wuth 
und Tapferkeit gegen die Baiern; diese waren in ihrem Vorrücken gehemmt und 
mußten sich zurückziehen 5). Da auch in der Steiermark ein großer Aufstand 
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1) Lambacher; Anhang Nr. XXIII. Lichnowsky, I. 185. 
2) Stülz's Wilhering, S. 525 u. s. w. 
3) Dies geht aus der Urkunde hervor, welche Bischof Berthold von Passau an sein Dom¬ 
kapitel, dem er die Pfarre Hollabrunn gab, ausstellte, und worin er das Recht Ottokars auf 
Oesterreich und Steiermark von dessen Heirath mit Margarethen herleitet. Mon. boic. 28, II. 
365. 366. Patavie 12. Cal. Maji 1253 (.20. April). Declarauius, quod deficientibus ducibus Au- 
strie — quedam feoda, quae iidem duces ab ecclesia nostra pataviensi in ducatibus Austrie et 
Stirie, quae non sunt modica, sed magna et maxima, titulo possederant feodali, nobis et 
ecclesie nostre vacare coeperunt. Verum domino Ottocaro, in ducatum post modum subintrante, 
nccasione matrimonii, quod postmodum cum filia domini Leopoldi quondam ducis Au¬ 
strie contraxit etc. — Buchinger, Gesch. von Passau, I. 224, 225, spricht noch von einer an¬ 
deren Urkunde darüber vom 1. April aus Prag. 
4) Ruchner's Geschichte von Baiern, IV. B. S. 121. 
5) Chron. august. apud Freher script. T. I. Otto dux Bavariae volens cum Heinrico filio 
suo occurrere Belae regi Hungariae qui tune, sicut priori anno, cum valido exercitu’
	        
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