Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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selben hatte er übrigens schon früher angenommen, er führte ihn z. B. in einer 
Urkunde von Lambach vom J. 1251 1); dies that er ohne Zweifel, weil, we¬ 
nigstens nach dem bekannten Erbvertrage von 1186 zwischen Ottokar VIII. und 
Leopold VII., derjenige, welcher Herzog in Oesterreich ist, es auch in der Steier¬ 
mark seyn sollte; und so war es auch bis zum Tode Herzogs Friedrich II. 
gewesen 2). 
Die Oesterreicher hatten übrigens ohne Zustimmung der Steirer Ottokarn 
zum Herzoge erwählt; diese waren in Parteien getheilt, Einige hielten es für 
pflichtmäßig, vermöge des alten Vertrages von 1186, dem jetzigen Herzoge von 
Oesterreich sich zu ergeben; Andere aber wollten ihn nicht, sondern schickten einen 
Gesandten an Herzog Otto von Baiern, seinen Sohn Heinrich, der Bela's IV. 
Tochter zur Gattin hatte, sich zum Landesfürsten zu erbitten; aber Otto wollte 
nichts thun, ohne den König von Ungarn zu Rathe zu ziehen; dieser fand es 
aber für besser, die Steiermark seinem Sohne Stephan zu verschaffen, doch 
scheint er einen Bund mit Otto abgeschlossen zu haben, daß beide zu gleicher 
Zeit feindlich in Oesterreich und in der Steiermark einfallen und diese Länder 
erobern sollten; die in Steiermark Ottokarn günstige Partei hatte ihm indessen 
mehrere Orte übergeben, manche brachte er durch Unterhandlungen an sich. 
Dies geschah mit der Burg und Stadt St ei er und dem dazu gehörigen Ge¬ 
biete. Auf der Burg allda herrschte der mächtige und gewaltthätige Dietmar 
von Steier, aus der alten bekannten Familie der Ministerialen der steieri- 
schen Ottokare, welche in der Umgegend viele Besitzungen und Lehen hatten. 
Er war in jenen Zeiten der Verwirrung nach Herzogs Friedrich II. Tode Burg¬ 
graf zu Steier und hatte, wie so manches Andere in dieser Gegend, jene Burg 
und Stadt an sich gerissen und suchte beides für sich zu behaupten. Ottokar 
aber machte mit ihm zu Linz am 30. August 1252 einen Vertrag, vermöge 
dessen Dietmar ihm diese Stadt, welche er widerrechtlich sich angemaßt, übergab, 
jedoch die benachbarte Herrschaft Losenstein an der Enns, eine Summe Geldes 
und das Burglehen von Steier erhielt. Dietmar und seine Nachkommen nannten 
sich die Losensteine 3). Ottokarische Truppen rückten noch weiter an der Enns 
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1) Kurz Beiträge, II. S. 455, Nr. XV. 1251, acta apud Nivenburch. Otocarus de! gratia 
dux Austrîe et Stirie etc. 
2) Auch Kaiser Rudolph I. betrachtete später die Steiermark nur als ein Jugehör von 
Oesterreich, wegen des Vertrages von 1186.— Lichnowsky, I. S. 467. 
3) Collectanea genealog. hist. Wurmbrand's fol. 215. — Preuenhuber's Annalen von 
Steier, S. 31. Nos Otocarus dux Austrie et Stirie et Marchio Moravie etc. Dietmaro de Steyer 
jus nostrum in Lostein duximus conferendum — Kurzc de caetero teneat civitatem no- 
stram Steyer et alias possessiones et alia quaeque, quae contingunt ex debito Nos et No- 
stros, in nostrum et nostrorum praejudicium occupata — caeterum contra et suis remittimus 
universas injurias et damna, quae nobis et nostris a morte illustris ducis Austrie Friederici 
noscitur irrogasse, Actum et datum apud Linzam, 3. Cal. Sept. 1252.
	        
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