Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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indessen auch Kaiser Friedrich II. am 13. December 1250 in Italien gestorben 
war. Nun war eigentlich Niemand Herr im Lande — nicht einmal ein Statt¬ 
halter des Kaisers befand sich daselbst, — die Unordnung wuchs und jeder that, 
294 er wollte und konnte. Im Laude ob der Enns hielt Herzog Otto von 
Baiern vielleicht noch einige Platze besetzt, gegen ihn selbst kämpfte Ber¬ 
thold (seit Rudeger's Absetzung im J. 1250 und Konrads nur sehr kurzer 
Regierung) Bischof von Passau, der mit vielen beutelustigen Rittern ver¬ 
bunden einen großen Theil des Jnnkreises (damals baierisches Land) bis gegen 
Braunau und zum Weilhart hin verwüstete, aber dann selbst von baierischen 
Dynasten geschlagen, die gemachte Beute wieder J. 
Der römische König Kon rad, Sohn Kaiser Friedrichs II., bekümmerte 
sich wenig um Oesterreich, weil er in Italien genug zu thun hatte, auch wen¬ 
deten sich die Stände jenes Landes nicht an ihn, um einen Herzog zu erhalten; 
Sie glaubten durch eigene Wahl eines Herzogs sich diesen günstiger zu machen, 
sie kamen daher nun, weil sonst Alles zu zerfallen drohte, in Wien zusammen; 
allein da vielerlei Vorschläge gemacht wurden, so kam kein Resultat heraus. 
Aber auf dem Landtage zu Triebensee bei Tulln im nämlichen Jahre 1251 verei¬ 
nigten sich Viele, einen der Söhne der Constantia von Meißen, welche die 
nächsten männlichen Anverwandten des verstorbenen Herzogs, und zwar seine 
Neffen waren, durch eine Gesandtschaft sich zum Herzoge zu erbitten; dies 
wurde auch öffentlich bekannt gemacht. 
Allein andere, worunter besonders mächtige Adelige des Landes unter der 
Enns , Kuenringe, Hardeke, Heinrich von Lichtenstein, selbst der größte Theil 
des Clerus, waren schon seit längerer Zeit Ottokarn, dem Sohne des Königs 
von Böhmen, einem tapferen, großmüthigen und freigebigen Prinzen, gewogen. 
Die auserwählten Abgeordneten zogen nun nach Böhmen, kamen nach Prag 
und ließen sich vom Könige Wenzel für seinen Sohn stimmen, oder hatten viel¬ 
mehr (wenigstens die meisten) selbst diesen Wunsch gehabt, da ein noch so junger 
Prinz von Meißen in dem zerrütteten Oesterreich wenig oder nichts hätte wirken 
können. Der Markgraf von Meißen war sogar schon vom König Wenzel von 
Böhmen bewogen worden, auf diese Würde für seine Söhne zu verzichten2). 
Am 21. November zeigten die Abgeordneten dem Könige Wenzel amtlich die 
Wahl Ottokars zum Herzoge von Oesterreich an 3) und zogen sogleich in dieses 
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1) Buchinger's Geschichte von Passau, I. S. 212, 213. - 2) Palacky, I. c. S. 140. 
3) L. c. S. 141. Doch handelte er schon früher als solcher, wenn anders das Datum der 
Urkunde richtig ist, wodurch er schon am 16. November 1251 (sine loco) dem Kloster Baum¬ 
gartenberg im Mühlkreise die alten Privilegien bestätigte. — Bei Kurz Beiträge, III. S. 426, 
428. Er nennt sich Othakerus dei gratia Dux Austriae et Marchio Moravie — Datum 1251. Sexto 
decimo Calend. Decembris. Doch ist es nicht nach dem Originale selbst.
	        
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