Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Streitigkeiten und Kämpfe der Böhmen mischten, und besonders, daß Einige 
Raubzüge kn Ungarn machten; denn darüber ergrimmt, sandte König Vela IV. 
seine Schaaren gegen Oesterreich und Steiermark zur Zeit der Ernte; sie ver¬ 
wüsteten Alles und hausten auf unmenschliche Weise; nur König Wenzel von 
Böhmen bewog sie endlich zum Abzuge1). Kurz vor diesem fürchterlichen Ein¬ 
falle hatte sich Gertrud mit ihrem kleinen Sohne Friedrich aus Oesterreich nach 
Meißen geflüchtet, bald darnach, am 4. Oktober 1250, starb ihr Gatte Her¬ 
mann von Baden und wurde zu Klosterneuburg begraben2). Die Einfälle der 
Ungarn betrafen zwar schwerlich unser Land ob der Enns, die Chronik von 
Garsten erwähnt nichts davon und auch andere Annalen schweigen; aber viel 
besser ging es auch in demselben nicht zu; denn Herzog Otto sandte noch in 
eben diesem Jahre 1250 seinen Sohn Ludwig mit einem Heere dahin, wel¬ 
cher Linz, Enns und den größten Theil des Landes einnahm und besetzte3). Die 
Annalen von Garsten berichten, daß Herzog Ludwig Schlösser und Städte ange¬ 
griffen habe, dann aber sich gütiger benahm und manche Edle durch Geld u. s. w. 
auf seine Seite brachte; erzählen aber zugleich, daß seine Truppen unversehens 
Garsten überfallen und dort schändlich gehaust haben4); ohne Zweifel traf die 
umliegende Gegend von Garsten kein besseres Schicksal. Unter den Edlen, 
welche sich den Baiern günstig zeigten, war Ulrich von Lobenstein, dem deswegen 
auch Herzog Otto seinen alten Pfandbesitz von Enns gegen 200 Pfund bestä¬ 
tigte, weil er, wie es in der Urkunde heißt, ihm und seinem Sohne treue Dienste 
erwiesen habe5). Aber Ludwig konnte sich auch im Besitze dieses Landes nicht 
behaupten, er mußte schon Anfangs des Jahres 1251 mit seinen Truppen ab¬ 
ziehen, weil die Böhmen feindlich in Baiern eingefallen waren, das er nun ver¬ 
theidigen mußte, — doch erfolgte mit denselben am 1. Mai ein Waffen¬ 
stillstand 6). 
Das Uebel in Oesterreich wurde aber dadurch am meisten vergrößert, daß 
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1) Chron. Claustroneoburg. apud Rauch script. I. p. 89. 
2) Chron. Claustroneob, p. 88 sagt: Voluit esse dux Austriae, sed non voluit. 
3) Chron. Salisburg. apud Pez script. p. 362 Chronik Haielbach's apud Pez II. 727. Er- 
stere zum Iahre 1250: Junior dux Bavariae circa Anesuni et Linzam quaedam castra obsidens, 
claustra ibidem jacentia plurimum dampnificavit; die andere Chronik: Dominus Otto mittens 
Ludovicum filium cum exercitu sibi civitatem Linz et Anasum cum magna parte illius provin¬ 
ciae subjugavit. 
4) Chron. Garst. Preuenhuber, S. 30. Ipsi Bavari supra modum ad ecclesiam Garstensem 
rapaciter accedentes, cum ex improviso sine praemunitione ipsum coenobium inveniretur tali¬ 
ter suam nequitiam intra et extra ferociter probaverunt, quod bene confido, quid sine ultione 
divina non fecerint tanta mala. 
5) Preuenhuber, S. 30, ad annum 1251. 
6) Palacky, II. 1. Abth. S. 138. Oesterreich. Archiv fur Geschichte 1832, Nr. 1, ist diese 
Urkunde datirt Landshut. 24. April 1251.
	        
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