Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Heinrich II. bald auf; denn es war gegen Ende Juli eine große Versammlung 
in der Stadt Enns (welche wohl wieder größtentheils hergestellt worden ist), 
viele Fürsten, Edle, Ritter und Vasallen befanden sich dort. Herzog Heinrich 
der Löwe von Barern und der Markgraf Ottokar mit großem Gefolge 
kamen dahin und Herzog Heinrich II. von Oesterreich lagerte mit den Seinigen 
am rechten Ufer der Enns. Die eigentliche Ursache dieser friedlichen Versamm¬ 
lung ist unbekannt; vielleicht war noch Manches wegen der Friedensbedingungen 
zu bestimmen. Hauptsächlich aber wurde hier der Streit beigelegt, der zwischen 
dem Stifte Reichersberg am Inn und Heinrich von Stein wegen des Gutes 
Munsteuer bei Antiesenhofen schon so lange dauerte. Der Herzog von Baiern 
hatte als Schirmherr des Stiftes den von Stein nach Enns berufen, unter¬ 
suchte den Streit nochmals in Gegenwart Ottokars, als Mittehenherrn und 
Mitrichters, und vieler Edlen. Dann zog er hinüber zum Herzoge von Oester¬ 
reich, verkündete dort taut sein Urtheil und sprach die Herrschaft Munsteuer für 
ewige Zeiten dem Stifte zu 1). Dies geschah wohl noch vor dem August 1176, 
weil in diesem Monate Herzog Sobiestaw einen Einfall in Oesterreich machte 
und Alles bis an die Donau verwüstete, wo also Herzog Heinrich II. gegen 
ihn ziehen mußte, um sein Land zu vertheidigen; doch dauerte auch dieser Krieg 
nur kurze Zeit und Herzog Heinrich II. starb schon am 13. Januar 1177 an 
den Folgen eines Sturzes vom Pferde. 
Ihm folgte als Herzog von Oesterreich sein Sohn Leopold VI., der 
Tugendhafte genannt. Er und Ottokar lebten immer in einem freundschaft¬ 
lichen, friedlichen Verhältnisse mit einander, welches auch auf unser Land sehr 
wohlthätig einwirkte. Ottokar wurde im J. 1180 von Kaiser Friedrich I. feier¬ 
lich mit dem Schwerte umgürtet und zum Herzoge der Steiermark 
mit großen Rechten und Privilegien auf dem Reichstage zu Regensburg am 
29. Juni erhoben2); doch führte er diesen Titel schon in früheren Urkunden3). 
Damals wurde auch Herzog Heinrich der Löwe von Baiern entsetzt, seiner 
beiden Herzogthümer beraubt und in die Verbannung geschickt; der tapfere 
Otto von Wittelsbach erhielt Baiern, bei dessen Nachkommen es dann 
immer geblieben ist, bis auf diese Zeit. 
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1) Die Geschichte dieser Zusammenkunft und Verhandlung findet sich weitläufig in den 
Monmn. boic. III. 426- 465 ex codice Reichersbergensi. Meine Gechlchte der Ottokare. 
2) Auf das Jahr 1180 setzen es die alte Chronik von Garsten: Ottocarus ex marcbione 
styrensi ducis nomen est adeptus , eo anno, quo et gladio est accinctus; dann die Chroniken 
von Vorau und Reichersberg, Chronicon Augustense et auctor Chronici incertus. 
Meine Geschichte der Ottokare.
	        
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