Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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ward, führte Agnes die Regierung über Barern bis zum J. 1061, wo sie dieses 
Land an Otto II. von Nordheim überließ, welcher jedoch ihr und ihres Sohnes 
heftiger Gegner ward; daher verlor er auch im I. 1070 das Herzogthum 
wieder, und an seine Stelle als Herzog kam Welf I., Sohn des Markgrafen 
Azzo von Este, Eidam des Otto von Nordheim, und reich begütert in Barern 1). 
Er schloß sich nun auch an die Fürsten an, welche sich noch im I. 1076 zu 
Tribur versammelten und Kaiser Heinrich IV. erklärten, daß er zu herrschen 
aufhören werde, wenn er nicht binnen Jahresfristsich vom Banne würde ge-- 
löset haben. Der Kaiser, von den Meisten verlassen, zog nach Italien, kam zur 
Burg Canossa, wo Gregor VII. sich befand, beugte sich vor ihm, that Kirchen-- 
buße und wurde wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen. Als er 
aber hörte, daß indessen die Fürsten Rudolph von Schwaben zum Könige erwählt, 
zog er nach Deutschland zurück, sammelte seine Getreuen, worunter viele Bi¬ 
schöfe und die meisten Städte waren, und rückte gegen seine Widersacher aus. 
Blutig begann der Kampf in allen Gauen Deutschlands, Hunger und Pest ge¬ 
sellten sich dazu. Die Schlacht bei Mellrichstadt gegen Rudolph von Schwaben 
blieb unentschieden, in der zweiten aber, im J. 1078 bei Wolksheim an der 
Elster, erhielt dieser die Todeswunde und starb bald darnach. Herzog Welf 
von Baiern, sein Anhänger, wurde abgesetzt, und Baiern kam unter die unmit¬ 
telbare Regierung Kaiser Heinrichs. Aber auch der Markgraf Ottokar V. sollte 
in diesen trüben, stürmischen Zeiten zum Kampfe ausziehen, wo so oft selbst die 
Glieder einer Familie sich feindlich gegenüber standen. Er hatte zwei Söhne, 
Ottokar VI. und Adalbero. Jener hielt sich mehr in der Stiraburg bei 
dem Vater auf, dieser aber auf seinen Besitzungen im Enns- und Baltenthale, 
und zwar gewöhnlich zu Gaishorn am Fuße des Rottenmanner-Tauern, woher 
er auch der Graf im Ennser- und Gaiserwalde oder der Waldgraf hieß. Er war ein 
kräftiger, aber auch rauher und gewaltthätiger Mann, und stand bei diesen Wirren 
auf Sekte des Kaisers. Ottokar V. war theils zu alt, theils nicht gesonnen, gegen 
den eigenen Sohn Krieg zu führen und überließ dieses Ottokar VI.; er währte 
zwischen beiden ziemlich langes und die Kämpfe scheinen vorzüglich in der Steier¬ 
mark und im benachbarten Salzkammergute vorgefallen zu seyn, wo die alte Sage 
lange von einer großen Goisernburg Adalbero's erzählte, die jedoch sehr wahrschein¬ 
lich nur bei Gaishorn (auch Kaisern, Goisern genannt) bestand. Adalbero war wohl 
der Mächtigere in diesem Kriege, denn er hatte die Unterstützung des Kaisers, welche, 
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1) Lambert. ad ann. 1071. Per interventum Rudolphi ducis Suevorum Welf filius Azzonis 
marchionis Italorum ducatum Bajoariae accepit. 
2) Der Biograph Gebhard's (Erzbischofs von Salzburg) sagt: Adalbero diutinam guer- 
ram hab,uit cum fratre.
	        
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