Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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weder von Seite der baierischen Herzoge, noch der Babenberger, sie waren von 
beiden unabhängig, sie befreiten ihre Unterthanen von Abgaben, legten Manchen 
an, bestimmten Zolle, führten ihre Monogramme, machten ihre Kriege für sich 
auS, schlossen Frieden und Bündnisse und nannten sich Markgrafen von Gottes 
Gnaden. Im Traungaue zu Steier war ihre Hauptburg, wo sie anfangs ge¬ 
wöhnlich Hof und Gericht hielten, sie hatten daselbst viele Ministerialen, Ahn¬ 
herren der edelsten Geschlechter Oesterreichs und der Steiermark. Die Mark¬ 
grafen von Steier waren übrigens, so wie alle anberen und wie die Herzoge 
selbst, vom Kaiser abhängig und Reichsministerialen, er konnte die Mark über¬ 
geben, wem er wollte, und dieselbe war an sich gar nicht erblich. Doch geschah 
dies bald, besonders wenn die Familie schon sehr mächtig und mit anderen ver¬ 
bündet war , wo es schwer hielt, die Mark einem Anderen zu übergeben. Die 
Markgrafen und Herzoge suchten sich in ihrem Besitze zu behaupten und sich 
unabhängig zu machen, linb dieses wurde besonders befördert und begünstigt 
durch den höchst traurigen Zustand deS deutschen Reiches, der nun um diese 
Zeit eintrat und lange genug dauerte. Es begann nämlich der gewaltige Kampf 
der Päpste, besonders Gregor's VII. (envählt im J. 1073) gegen Kaiser Hein¬ 
rich IV. Die nächste Veranlassung zum Ausbruche gab die Investitur der 
höheren Geistlichkeit in Deutschland durch den Kaiser. Dieselbe hatte nicht nur 
geistliche Würden und Aemter, sondern auch große Rechte, Vorzüge und Be¬ 
sitzungen im Reiche und war nach dem herrschenden Grundsätze der Lehensver- 
faffung im Verhältnisse der Vasallen desselben und erhielt daher nach ihrer Er¬ 
wählung die Belehnung vom deutschen Kaiser oder Könige mit Ring und Stab.' 
Allein mit diesen Würden wurde oft ein arger Mißbrauch und Handel getrieben 
und Unwürdige erhielten dieselben. Gregor VII. wollte diesem Unfuge abhelfen 
und verbot daher die Investitur durch die deutschen Könige. Kaiser Heinrich IV. 
setzte sich gegen diese Neuerung und andere Forderungen des Papstes, diesen 
unterstützten aber mehrere Fürsten, die gegen jenen wegen seiner Willkür und 
seiner Ausschweifungen erbittert waren; ja sie verklagten sogar den Kaiser beim 
Papste. Er wollte nun als Richter auftreten, aber Heinrich entsetzte ihn in der 
Versammlung zu Worms im I. 1076 der päpstlichen Würde; Gregor that 
ihn nun mit allen seinen Anhängern in den Kirchenbann und sprach seine Unter¬ 
thanen vom Bande der Treue los. Viele Fürsten und Mächtige erklärten sich 
neuerdings für den Papst; unter ihnen Rudolph von Schwaben, Leopold III., 
Markgraf von Oesterreich, Ottokar V., Markgraf von Steier, und Welf I., 
Herzog von Barern. In diesem Lande war seit 1053 Heinrich VIII., Sohn 
Kaisers Heinrich III., unter Vormundschaft seiner Mutter Agnes Herzog ge¬ 
wesen; als aber im I. 1056 sein Vater starb und er selbst deutscher Kaiser 
 
Pritz Gesch. v. Oberöst. I.
	        
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