Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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sich aber verspätet; daher setzten Liupold, Richer und viele Edle Baierns mit 
einem Kriegshaufen über diesen Strom, griffen die Ungarn an, schlugen dieselben 
und jagten sie in die Flucht. Sie wollten sich nun über die Donau mit ihren 
schnellen Pferdell retten, wo sie in den Ebenen leichter zu entkommen hofften, 
als in den gebirgigen Theilen am linken Ufer der Donau, allein viele ertranken 
in derselben; 1200 waren im Gefechte und in den Fluten umgekommen, Liu- 
pold vermißte nur sehr Wenige der Seinigen 1). Die Freude über diese Nieder¬ 
lage, welche übrigens nicht sehr bedeutend gewesen ist, war ungemein groß, 
Jubel erscholl im Lager und auf dem Schlachtfelde selbst ertönten Gesänge und 
Dankgebete 2). Der Ort des Kampfes ist in den Annalen nicht bestimmt, doch 
aus manchen Umständen geht es mit großer Wahrscheinlichkeit hervor, daß die 
Schlacht nicht gar ferne von Lorch, in der Nähe des jetzigen Marktes Mauth- 
hausen, doch unterhalb in den Ebenen, vorgefallen ist. Denn die Ungarn stürzten 
sich in die Donau, um sich auf das andere Ufer hinüber zu retten; wäre dies 
aber oberhalb jenes Ortes geschehen, so hätten sie dann auch noch die Enns über¬ 
setzen müssen, was neuerdings gefährlich war, weil schon deutsche Truppen zu 
ihrem Empfange bereit lagen; denn es heißt, daß Liupold nach dem Siege 
wieder zu seinen Gefährten zurückkehrte 3), die aber bei Lorch sich befanden, 
und zum Schutze dieser Gegenden bei seinem Zuge gegen die Ungarn zurückge¬ 
blieben waren, und daß er also gleich hier zur ferneren Sicherheit eine feste 
Stadt zu erbauen beschloß, weil die Ungarn nur schnelle Raubzüge machten und 
sich mit Belagerung befestigter Platze nicht abzugeben pflegten4). So entstand 
nun auf dem Berge an der Enns eine Stadt mit Mauern umgeben, von dem 
vorbeirollenden Flusse die Ennsburg genannt (die jetzige Stadt Enns). Sie 
kommt in den Urkunden unter den Namen Anesiburgum, Anasiburg, 
Anesburg, Anesipurch, aber auch unter der alten Benennung des benach¬ 
barten Lorch "Lauriacum" vor, aus dessen Ruinen und Ueberbleibseln die¬ 
selbe großentheils erbaut wurde. 
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1) L. c. Interiiu vero quaedam pars de exercitu illorum de aquilonari parte, Danubii flu¬ 
minis partem illam devastando prorupere. Quod ut Luitpaldo comiti compertum foret, ultra 
Danubium eos insequendum se disposuit. Consertoque illico cum iliis proelio nobiliter dimica- 
tum est, sed nobilius triumphatum —ut mille ducenti gentilium inter occisos, et qui se in Da¬ 
nubio merserunt, peremti inveniantur. — Vix tandum unum de Christianis occisum in appa¬ 
ratu belli inveniunt. 
2) L. c. In eodem loco post victoriam illis coelitus datam congressi clamore magno in 
coelum inde Deo grates ferebant. 
3) L. c. Tandem laeti post tantam victoriam ad socios, unde venerant, regressi sunt. 
4) L. c. Et citissime in id ipsum tempus pro tuitione illorum, regni validissimam urbem 
in littore Anesi fluminis muro obposuerunt , quo peracto unusquisque redierunt in sua. 
Pritz Gesch. v. Oberöst. l. 16
	        
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