Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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zog wieder durch Böhmen zurück. Aber Erich und Gerold blieben mit Truppen 
an den Gränzen, um die Avaren zu beobachten, die noch nicht unterworfen 
waren. Später, besonders im J. 796, begann der Krieg neuerdings, blutige 
Schlachten wurden geschlagen, der tapfere Erich, Herzog von Friaul, eroberte 
796 das Haupttager oder den sogenannten Ring der Avaren im jetzigen Ungarn 
und erbeutete ungeheure Schätze. Aber erst im J. 799 waren sie gänzlich be¬ 
siegt und ihr Reich hörte auf; sehr viele der edelsten Avaren waren im Kampfe 
gefallen, die übriggebliebenen wurden den Franken unterthänig. Um das ver¬ 
wüstete Land wieder mehr zu bevölkern, besonders in den Gegenden unter der 
Enns, schickte Karl neue Kolonien dahin; Baiern siedelten sich dort an, aber 
auch viele Slaven 1), besonders an der östlichen Seite der Enns gegen Yps 
hin, daher auch diese Gegend in den Urkunden jener Zeit Slaven land, 
Sclavinia genannt wird2).  Doch zogen ebenfalls viele Avaren (damals 
auch Hunnen genannt) weiter herauf, nahmen den christlichen Glauben an und 
wohnten in jenen Gegenden in Sicherheit; bald entstanden auch Ortschaften 
und Kirchen 3). 
Das Land unter der Enns, früher den Avaren gehörig, hieß auch nun bald 
Avaria, bald Hunnia oder auch Sclavinia. Diese Namen wurden 
zwar vermischt gebraucht, doch scheinen besondere Bezirke, wenigstens oftmals, 
mit besonderen Namen belegt worden zu seyn. So war Sclavinia mehr an 
der Enns und Yps; der unterste Theil, wo Leitha lag, scheint Avarien, 
und der andere dies- und jenseits der Donau von Zeiselmauer und Tulln her¬ 
auf, so wie die Wachau, Hunnien genannt worden zu seyn; so kommt es 
wenigstens in der Urkunde Kaiser Ludwig's des Frommen vom J. 823 an Bi¬ 
schof Reginar von Passau vor4). Während der Kämpfe mit den Avaren, und 
wahrscheinlich schon seit dem Sturze Thassilo's, hatte Kaiser Karl seinen Schwa¬ 
ger Gerold, Graf von Bußen genannt, Bruder seiner Gattin Hiltegarde, 
zum Statthalter über Baiern gesetzt, aber er führte nicht den Titel eines Her¬ 
zogs, sondern eines Grafen oder Sendgrafen. Er war Karl's Liebling, hoch- 
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1) Juvav. II. p. 15 de conversione Carantanorum: Terram porro, unde illi expulsi suut 
Hunni, ceperunt populi sive Slavi vel Bajoarii inhabitare et multiplicari. 
2) L. 2) II. p. 88. Urkunde Kaiser Ludwig's des Deutschen vom I. 837. Territorium in 
Sclavinia in loco nuncupante Ipusa juxta Ipusa flumen. 
3) Hansitz Germ. sacra, T. I. p, 155. 
4) Urkunde aus dem Originale abgedruckt in Hormayr's Geschichte von Wien, II. 7, 
S. CLXXXII. Auch in Buchinger's Gesch. von Passau, II. p. 483. In provincia Avarorum 
quendam locum, qui vocatur Litalia, et in terra Hunnorum Zeizzinmurum, Treismam, Uuachou- 
uam, Pelagum (Bielach bei Molk), Nardinum, Reode (Naarn und Ried im Muhlkreise), As- 
baha (Aspach), Uuoluuesuaneh (Wolfsbach?), Islafam et in antagiurn (Ardacker) basilicas duas 
et in Saxina (Saxen im unteren Muhlkreise) basilicas duas.
	        
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