Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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nonien; das zweite, bestehend aus Sachsen, Franken und Friesen, führten der 
Graf Theodorich und der Kämmerer Meginfred durch Bohmen 1), dessen Be¬ 
wohner sich wahrscheinlich an die Franken gegen die Avaren anschloössen und 
deren Land sich ohnehin ziemlich weit bis südlich von Weitra (welches noch 
böhmisch war) herein erstreckte, zu den nördlichen Gegenden der Donau hin; ein 
Theil dieses Heeres mochte wohl auch über die Berge des Mühlkreises vorwärts 
gezogen seyn. Kaiser Karl selbst hielt die Mitte zwischen beiden und rückte mit 
Fußvolk und vielen Reitern am rechten Ufer der Donau durch unsere Gegenden 
bis zur Enns, dem Gränzstrome. Schiffe, mit Lebensmitteln beladen, fuhren 
auf der Donau herab. Karl schlug sein Lager nahe der Enns auf bei Lorch, 
in der Gegend des einstigen Lauriacum; es war damals ein königliches Dorf 
oder Besitzthum 2). Er verweilte daselbst vier Tage, am 5., 6. und 7. Sep¬ 
tember war allgemeine öffentliche Andacht des Heeres mit Fasten und Gebeten; 
es wurden Processionen und religiöse Gesänge von den Priestern gehalten, um 
von Gott den Sieg zu erflehen, wie Karl selbst in einem Briefe sagt, den er von 
Lorch aus an seine Gemahlin Fastrada schrieb3). Die Truppen ruhten so von 
dem langen Marsche aus und begannen dann voll Zuversicht den Zug über die 
Enns gegen die Avaren. Aber diese wichen muthlos zurück, es kam zu keiner 
Schlacht und die Franken kamen bis an den Berg Comagene, wo eine feindliche 
Festung war, welche genommen und zerstört wurde; sie lag nicht weit von 
schrieb3). 4). Eben so ging es der fränkischen Armee am linken Ufer der Donau; 
sie rückte bis an den Fluß Kamp und zur Mündung desselben in jenen Strom 
vor, wo auch eine Festung war, die aber von den Avaren verlassen wurde5). 
Beide Festen wurden zerstört und das feindliche Land bis zum Flusse Raab 
verwüstet. 
Kaiser Karl hatte seine meisten Pferde verloren und er begab sich nun mit 
einer Abtheilung des Heeres durch unsere Gegenden nach Baiern, die andere 
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1) Einhardi annales apud Pertz Monum. Germ. hist. I. 177. Alias copias per Beheimos, 
via, qua venerant, reverti praecepit (Carolus). 
2) Annales Franc, apud Reuber p. 50 ad 791. Sic inchoato itinere prima castra supra 
Anesum posita sunt. Auch ann. Laurisheim ad 791. — Meichelbeck hist, frising. T. I. docum. 
129. In loco Loraha in monte Wartperc ad Enisa. — Loraha villa regia. 
3) Enthalten bei Du Chesne, T. II. script. franc. p. 187. Kurz Beiträge III. S. 147 ist 
ein Auszug davon. Jdeler, Leben Karl G. von Einhard, bei Perthes 1839 I. B. S. 76. 
4) So sagen die ann. fuld. bei einer anderen Gelegenheit zum J. 884. Veniens prope 
fluvium Tullinam monte Comageno colloquium habuit. 
5) Rhegino 1.2. ad 791. Ita pergentes pervenerunt, ubi jam dicti Avari habebant muni¬ 
tiones paratas, de australi parte ad Chunberg, de aquilonari vero in ripa, in loco, qui dicitur 
Camp; sic enim vocabatur ille fluvius, qui ibi influit in Danubium. — Ann. Franc. apud Reu¬ 
ber ad 791- Pulsis igitur Hunnorum praesidiis ac destructis munitionibus, quarum una super 
Cambum fluvium, altera juxta Comagenos civitatem in monte Cum ebb erg vallo firmis- 
simo extracta erat, ferro et igne cuncta vastantur.
	        
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