Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Clerus und unter den Nonnen, heidnische Opfer wurden noch dargebracht in 
heiligen Hainen und an Quellen, christliche Feste auf heidnische Weise gefeiert, 
alle Gattungen von Aberglauben, Wahrsagung, üppige Gesänge in den Kirchen 
u. s. w. herrschten durchgängig. Strenge drang nun Bonifacius auf reine Lehre 
und Sittlichkeit, Ordnung im Volke und im Clerus, auf besseren religiösen Geist 
und ein wohlgeregeltes Kirchenthum, und es gelang ihm auch, eine feste Basis 
für lange Zeit zu legen; er war und ist der Lehrer und Wohlthäter der Deut- 
schen, Bewunderung, Dank und Liebe kann ihm selbst die späte Nachwelt nicht 
versagen. Der Papst Zacharias bestätigte ihn auch im J. 744 als seinen Le¬ 
gaten (missus apostolicus) und noch im folgenden handelte er als solcher in 
Baiern; aber 746 ward er ordentlicher Erzbischof zu Mainz 1), von welcher 
Zeit er in keiner näheren Verbindung mehr mit den baierischen Bischöfen stand, 
obwohl wir bis gegen Ende dieses Jahrhunderts keinen Erzbischof in Baiern 
treffen. Doch der Geist des Bonifacius hatte den Herzog Otilo von Barern 
und die Mächtigen des Landes gewaltig erhoben, sie suchten nach seinen Lehren 
zu leben, seine Einrichtungen zu begünstigen und riefen Anstalten ins Leben, 
welche sowohl zur Kultur des Landes, als besonders zur geistigen und religiösen 
Bildung des Volkes sehr Vieles beitrugen, nämlich sie errichteten mehrere 
Klöster des berühmten Ordens des heil. Benedikts in verschiedenen Gegenden 
des Landes. Ob der Enns stiftete Herzog Otilo in der schönen Gegend am See 
gleichen Namens, wo einst eine römische Niederlassung und auch höchst wahr¬ 
scheinlich ein heidnischer Tempel gewesen war, das Kloster Mondsee (Ma¬ 
museo). Der Beginn der Stiftung mag schon in das Jahr 739 oder 740 
fallen, aber vollendet und von Mönchen bewohnt wurde es erst im J. 747 oder 
im Anfange des folgenden, wie die ältesten Urkunden und Nachrichten aus¬ 
weisen 2). Die ersten zwanzig Mönche sammt ihrem Abte Oportunus kamen 
aus dem berühmten Kloster Monte-Cassino in Neapel nach Mondsee, welches 
zu Ehren des Erzengels Michael und des Apostels Petrus geweiht, und vom 
Herzoge und Minderen reichlich mit Gütern ausgestattet wurde 3). Herzog 
Otilo starb bald darnach, vor dem 10. Juli 748 4), und hinterließ seinen 
siebenjährigen Sohn Thassilo II. Während dieser Zeit, um 744 war Bi¬ 
schof Vivilo gestorben, ihm folgte als solcher Beatus, den Einige gar 
nicht in der Reihe anführen; jedoch erscheint auch er in dem metrischen 
Verzeichnisse der baierischen Bischöfe aus der Mitte des neunten Jahr- 
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1) Vita Bonifacii apud Pertz Monum. Germ. hist. II, 346 etc. 
2) Chrom Lunaelac. 1748 p. 3 - 6. 
3) L. c. p. 7. 
4) Rudhart, S. 292.
	        
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