Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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aus den Ruinen wieder erstanden und kein unbedeutender Ort geworden, besonders 
unter Herzog Hugbert, der zwar öfters Kämpfe mit den Avaren hatte, 
aber sie in Verbindung mit den carantanischen Slaven besiegte. Unter ihm trat 
endlich der berühmte Winfried (Bonifacius) in Deutschland auf. In Eng¬ 
land geboren und dem Orden des heil. Benedikt einverleibt, bildete er sich zu 
seinem künftigen großen Wirkungskreise aus und vollführte dann seinen Ent¬ 
schluß, die Heiden und Irrgläubigen zu bekehren. Nachdem er mehrere Jahre 
in verschiedenen Gegenden Deutschlands zugebracht und thätig für die katholische 
Kirche gewirkt hatte, nachdem er selbst in Rom gewesen, da zum Bischöfe geweiht 
und später vom Papste Gregor III. mit dem Pallium geziert worden war, kam er 
auch nach Baiern1). Dies geschah um das Jahr 734; er lehrte im Lande 
und suchte die Irrlehren auszurotten; wozu ihm der Herzog Hugbert behilflich 
war, ohne jedoch seinen Zweck ganz erreichen zu können. Winfried ging im 
J. 737 wieder nach Rom, wo er mit dem Papste Gregor III. sich berieth wegen 
der Mittel zur Verbreitung und Erhaltung der katholischen Religion in Deutsch¬ 
land und wegen des innigeren Verbandes der Bischöfe und Priester mit Rom, 
dem Centralpunkte des wahren Glaubens. In diesen besseren Zeiten finden wir 
auch wieder einen Bischof zu Lau ri ac um oder Lorch, Namens Vivilo 
(Wiwilo, Vivolo), welchen wahrscheinlich der Papst selbst hingesetzt hatte. 
Nach den älteren Verzeichnissen soll er schon um 722 Bischof alldort gewesen 
seyn; allein dies ist, wie so vieles andere in denselben, offenbar unrichtig, indem 
Gregor III. (der erst im J. 731 Papst ward) in seinem Schreiben an Bo- 
nifacius2) sagt, daß er selbst den Vivilo zum Bischöfe geweiht habe. 
Das Jahr ist zwar nicht angegeben, doch war es wohl nicht lange vor der letzten 
Einkunft Winfried's in Baiern im J. 739. 
Vivilo war also ordentlicher Bischof—aber nicht Erzbischof — und 
zwar zuerst zu Lorch, doch nur kurze Zeit; denn als der tapfere Herzog 
Hugbert im Anfange des I. 737 gestorben war3) und dann Otilo in 
Baiern regierte, fielen die Avaren über die Enns in dieses Land ein, zerstörten 
Lauriacum oder Lorch gänzlich und verwüsteten das herumliegende Gebiet 
sammt dem Kloster zu St. Florian. Dies geschah noch im J. 737 oder viel¬ 
mehr Anfangs 738; denn Otilo hatte bereits ein Jahr geherrscht, als dieser 
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1) Pertz Mommi. Gemi. hist. 11. 345. Vita 8. Bonifacii. 
2) Das Schreiben ift vom 29. October 740 epist. Gregorii III. ed Serrar, p. 178, 179, 
Nr 130. Rudhart, Geschichte Baierns, I. 271. — Hansitz, Genu. sac. l. 122. Dum episcopos 
non habebant in provincia, nisi unum nomine Vivilo, quem nos paulo ante ordinavimus, — 
Nam Vivilo episcopus a nobis ordinatus est, 
Rudhart, I. c. S. 272.
	        
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