Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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und verdächtige Priester, welche Andere zu Ketzereien verführten, selbst die Recht¬ 
gläubigen waren höchst unwissend und lebten nicht nach den Gesetzen ihres 
Standes. Heiraten in verbotenen Graden wurden geschlossen, viele abergläu¬ 
bische, ja heidnische Gebräuche herrschten. — Es war gar kein Bischof im Lande, 
wie dieses, und jener traurige Zustand, aus dem Dekrete Papst Gregor's II. 
vom J. 716 erhellt 1). Es hatte nämlich Herzog Th eod o IV., theils Andacht 
halber, theils um diesem großen liebes abzuhelfen, in jenem Jahre eine Reise 
nach Rom gemacht und sich mit dem Papste wegen der kirchlichen Angelegen¬ 
heiten ins Einverständnis; gesetzt2). Dieser schickte auch im nämlichen Jahre 
mit dem Herzoge drei Abgesandte, nämlich den Bischof Martinian, den 
Priester Georg und den Subdiakon Dorotheus nach Baiern, welche jenes 
päpstliche Dekret mitnahmen und in Vollzug setzen sollten. Es war nun ihre 
Aufgabe, die Ketzereien auszurotten, die Jrrlehrer und falschen Priester zu 
entfernen, die anderen zu unterrichten und zu einem rechten Leben anzuhalten. 
Sie sollen drei oder vier Bisthümer errichten, dazu würdige Priester auswählen 
und endlich einen Erzbischof bestimmen, wenn doch ein würdiger dazu im 
Lande sich vorfände3)! Allein sie fanden keinen dazu tauglichen, errichteten 
weder ein Bisthum, noch ein Erzbisthum! 
Aus allem diesem geht offenbar hervor, daß kein Bischof im Lande war, 
noch weniger ein Erzbischof4), weil diese erst eingesetzt werden sollten, daß Ru¬ 
pert damals gewiß nicht mehr lebte; denn sollte ihn auch der Papst wenig 
gekannt haben, so kannte ihn der Herzog, und die Legaten des Papstes 
wurden doch ihn als tauglich zum Erzbisthume kennen gelernt haben, allein 
es ist gar keine Rede von ihm, noch von einem anderen. 
Diese Abgeordneten des Papstes richteten also sehr wenig aus, und als 
bald darnach im J. 718 Corbinian aus Frankreich in Baiern ankam, 
brauchte der Herzog Grimoald sogar Gewalt, um ihn im Lande.zu behalten und 
durch denselben den schlechten Zustand der Religion zu verbessern, der auch noch 
großen Aberglauben selbst am herzoglichen Hofe fand. Er ward später der 
Gründer des Bisthums Frey singen. 
Grimoald fiel bald durch Meuchelmord; aber auch unter Herzog Hug- 
bert war kein viel besserer Zustand in kirchlicher Hinsicht; wir lesen nichts von 
Bischöfen in Baiern überhaupt, oder besonders in Lauriacum. Dieses war 
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1) Hansitz Germ, sacra 1. P. 1. pag, HO. Filz 1. c. im Auszüge. 
2) Paulus Diacon. 1. 6 c. 14. 
3) Juvav. I. p. 140. 
4) Und doch soll um diese Seit, von 699 bis 722, nach Hansitz und Buchinger Theodor II. 
Erzbischof zu Lauriacum gewesen seyn!?
	        
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