Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Otgar eine Versammlung, wo ohne Zweifel eine Kirche, wenn nicht ein kleines 
Kloster sich befand, wie es früher schon zu St. Severin's Zeit wahrscheinlich 
bestanden hat. Daß vor Otgar und Erchanfried schon solche wandernde 
Bischöfe da waren, geht wohl aus dem Ausdrucke »anteriorum episcoporum 
teinporibus” hervor; da aber der Priester Sigirikus von seiner eigenen 
damals gemachten Schenkung spricht, so darf man dieselben wohl nicht weit 
zurückdatiren, höchstens in das letzte Jahrzehent des sechsten Jahrhunderts, 
wo das Christenthum durch Rupert und seine Schüler verkündigt wurde. -- 
Rupert starb am 27. März 623, und damals war der Stand der Religion und 
Kirche gut; vom Gegentheile ist keine Spur zu finden. Sein unmittelbarer 
Nachfolger als Bischof zu Salzburg war Vitalis; dann kamen Anzo- 
log us, Savolus, Ezius, zwar als Aebte von St. Peter, aber nicht als 
Bischöfe, erst Flobargisus erscheint wieder als solcher 1). Während dieser 
Zeit versah wohl Otgar das Amt eines Bischofs bis zum J. 639, welches 
man (jedoch ohne besonderen Grund) als das Jahr seines Todes annimmt. 
Nach ihm wird Bruno in den gewöhnlichen Verzeichnissen als Bischof von 
Lorch angesetzt, der es von 639 bis 689 gewesen seyn soll, was unglaublich ist2). 
In der Geschichte wird er gar nicht erwähnt und sein Bisthum, oder nach Hansitz 
gar Erzbisthum, widerspricht derselben offenbar, welche lehrt, daß um 
649 (nach der gewöhnlichen Annahme) der heil. Emeran in Baiern zu Re- 
gensburg ankam und der Herzog ihn abhielt, zu den Avaren zu reisen, weil das 
ganze Land an der Enns eine menschenleere Wüste, nur von wilden Thieren 
bewohnt, sey, und alle früher blühenden Städte und Orte in Ruinen liegen; 
daher er auch am Hofe des Herzogs in Baiern blieb. Und geschah jene große 
Verwüstung erst später gegen Ende dieses Jahrhunderts, so konnte wenigstens 
damals kein Bischof mehr in dem zerstörten Lauriacum seyn. Die Geschichte 
dieser Zeit ist überhaupt sehr dunkel, doch muß es sehr arg und traurig in 
Baiern ausgesehen haben, vermöge der Kämpfe mit den Avaren und der Ver¬ 
heerungen; es muß seit vielen Jahren gar keinen Bischof gegeben haben, 
sonst hätte der Zustand der Religion und Kirche unmöglich so traurig und schlecht 
seyn können, wie er damals wirklich war und lange genug dauerte; auf einmal 
reißt nicht eine solche Verdorbenheit ein. Es gab sehr viele irrgläubige, falsche 
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ubi preciösus martyr florianus corpore requiescit. — Er erneuert seine Schenkung: quia antea 
coram Erchanfrido vocato episcopo similiter fecit. (Ohne Jahreszahl). Ob 
nicht der sonderbare, wiederholt vorkommende Ausdruck vocatus episcopus eben darauf 
hindeutet, daß beide nicht wirkliche, ordentliche Bischöfe gewesen sind? 
1) Filz I. c. S. 48 - 53. Juvav. II. de convers. Carantanornm p. 9 Nr. UI,-— Auch Juvav. 
I. 116, 117. 
2) Buchinger's Gesch. von Passau, I. S. 74, 75. Hansitz Germ. sacra.
	        
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