Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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gründen, ganz ohne alle Rücksprache mit dem Metropoliten? Ferner, als 
Rupert in die Gegenden an der Enns kam, stand noch Lauriacum und war 
bevölkert, von einer Verwüstung herum ist keine Spur, er war also dort, bevor 
Emeran auftrat (zwischen 649 und 680); denn zu dessen Zeit lag Lauriacum 
und ein großer Theil des Landes ob der Enns in fürchterlicher Verwüstung, wo¬ 
von es sich gewiß nicht schnell erholen konnte, und dieser kam ja zu einem Her¬ 
zoge der Baiern, der schon katholisch war, und den er nicht erst zu bekehren und 
zu taufen hatte. Er suchte auch die dort mit der Zeit eingerissenen Mißbrauche 
und Irrlehren abzustellen, die aber eben voraussetzen, daß das Christenthum 
schon lange früher dort angenommen war. Rupert erscheint als der 
erste Verkündiger des Christenthums in Baiern1); da nun aber schon um 612 
bis 620 christliche wandernde Bischöfe in unserem Lande urkundlich erscheinen 
und gewiß sind, so muß Rupert noch vor denselben aufgetreten seyn. 
Was die Nachrichten von der ersten Verbreitung des Christenthums in 
Baiern um 617 durch Agilus und Eustasius, ebenfalls Fremdlinge, aus 
dem Kloster Luxeuil betrifft, welche durch die Kirchenversammlung zu Bonöll 
616 in jenes Land abgesandt worden seyn sollen, so beruhen dieselben auf unsi¬ 
cheren und in vieler Hinsicht unrichtigen Legenden, wie dies Filz schon erwiesen 
hat2). Es widerspricht auch der bisher dargestellten Geschichte, in der von 
ihnen keine Spur anzutreffen ist, wohl aber ist urkundlich die Rede von 
wandernden Bischöfen, besonders in unseren Gegenden, beiläufig seit 
600, und von katholischen Kirchen zu Lauriacum und Passau! Rupert's per¬ 
sönlicher Wirkungskreis, wo er lehrte, predigte und Kirchen errichtete, war mehr 
in den Gegenden von Salzburg und im westlichen Baiern, wie dies aus den 
vielen dortigen Ortschaften, Bergen, Einöden und Kirchen erhellt, welche Rupert's 
Namen tragen 3). Im östlichen Baiern, in unserem Lande ob der Enns zogen 
aber, wohl von ihm ausgesandt, (wie er ja selbst vor seinem Tode den 
Vitalis zum Bischöfe weihte und zu seinem Nachfolger bestimmte), andere 
Priester und sogenannte Bischöfe herum, zu lehren und die Aufsicht über die 
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1) Juvav. II. p. 7 und 8. Vita primogenia Ruperti. Enixis precibus (Theodo) per missos 
nuncios suos rogare studuit, ut hanc provinciam (Bavariam Theodonis) visitando sacra 
illuminaret doctrina etc. 
2) Letztes Wort über Rupert's Zeitalter, S. 60, 61, besonders mit Bezug auf Klein's 
Geschichte des Christenthums in Oesterreich und Steiermark, Wien 1840.— Und wenn diese 
beiden die ersten Verkünder der Christenthums in Baiern waren, wie reimt sich dies zusam¬ 
men mit der bei Hansitz und Buchinger angegebenen ununterbrochenen Reihe der Bischöfe oder 
gar Erzbischöfe zu Lauriacum oder Passau in jenen Seiten, welche sie auch für wahr halten 
wollen?! 
3) Filz l. c. S.32. Nach von Koch-Sternfeld's Beiträgen zur deutschen Länder-, Völker- 
und Staatengeschichte, II. B, München 1826.
	        
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