Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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dieser ganz bestimmten und klaren Nachricht geht hervor, daß er nicht etwa, 
wie Einige meinten, den Herzog von Ketzereien zur katholischen Kirche zurück¬ 
geführt habe — und man wird doch wohl nicht den heil. Rupert für einen Wie¬ 
dertäufer halten oder erklären wollen! Der Herzog gab ihm dann die Erlaubniß, 
sich wo immer in Baiern einen tauglichen Platz für sich und die Seinigen zum 
Bischoffitze auszuwählen, Kirchen zu bauen und überall zu lehren. Er zog auch 
lehrend im Lande herum, kam in die Stadt Lauriacum, wo er sich einige 
Zeit aufhielt und Kranke durch Gebet und durch die Kraft Gottes heilte1) und 
mehrere auch zur christlichen Religion bekehrte 2). Dann kam er an den Wal- 
lersee und bauete dort die erste Kirche zu Ehren des heil. Petrus (nun Seekirchen 
genannt); da er aber den Platz zu einem Bischoffitze nicht recht tauglich fand, 
zog er wieder weiter und gründete endlich seine beständige Niederlassung auf den 
Ruinen des alten Juvavium3). Da, im jetzigen Salzburg, errichtete er 
nebst der Kirche, dem heil. Petrus geweiht, ein Kloster (jetzt St. Peter) für 
den Clerus. Herzog Theodo HI. schenkte dem heil. Rupert einen bedeutenden 
Strich Landes um Salzburg und viele andere Besitzungen, und als er das Ende 
seines Lebens fühlte, trug er seinem Sohne und Nachfolger Theodebert auf, 
für das Land Baiern und die Stiftung Rupert's alle mögliche Sorge zu 
tragen. Dieser zog später in sein Vaterland zurück und brachte von dort zwölf 
Schüler und seine Verwandte Erindrude zurück, gründete zu Salzburg mit 
Bewilligung Theodeberts das Nonnenkloster auf dem sogenannten Nonnenberge 
und setzte dieselbe als Vorsteherin ein 4). Seine Schüler verwendete er zur Ver¬ 
breitung des katholischen Glaubens im Lande, welcher bald überall herrschend 
ward. So ist Rupert unstreitig der neue Begründer der christlichen Religion 
und Kirche in Baiern, der erste Bischof dieses Landes. Aus diesem geht 
aber auch wieder hervor, daß in jener Zeit zu Lauriacum kein katholischer 
Bischof, noch weniger ein Metropolite war, davon geschieht nicht die ge¬ 
ringste Envähnung in der Geschichte; überall erscheint Alles heidnisch. Den 
heil. Rupert berief Herzog Theodo, einen Fremdling, um das Land zu 
bekehren, sich und die Leute zu taufen, warum denn nicht den Bischöfin seinem 
eigenen Lande, oder dessen Priester? Wie konnte Rupert, wenn ein solcher oder 
gar ein Metropolite zu Lauriacurn war, ganz frei im Lande lehren, selbst in 
dieser Stadt auftreten und Leute vom Heidenthume bekehren, ein Bisthurn 
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1) Juvavia 1. c. p. 8. Sicque tandem revertens ad Lavoriaeensem pervenit civita¬ 
tem, multosque ibi infirmos variis lanquoribus oppressos orando per virtutem domini sanavit. 
2) Juv. I. c. pag. 114 setzt hinzu: et verae fidei plures ibi sociavit; nach einer anderen Aus- 
gabe der ältesten Lebensbeschreibung Ruperts. 
3) Juv. II. p. 8 et 31. 
4) Juv. II. 9 et 33.
	        
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