Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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im Haushalte, über Spinnen und Weben deutscher Frauen 1). Sie glaubten 
auch an Loki, den Geist des Uebels, des Verderbens, Ursache des leiblichen 
und sittlichen Todes; an Riesen und Zwerge, Wesen höherer Art, theils gut, 
theils böse; an vergötterte Helden, an freundliche und polternde Hausgeister. 
Diese Götter waren jedoch einst geboren und sind daher vergänglich wie die Welt, 
über sie aber steht der Allvater, der Ungeborne, Ewige, Unvergängliche. Das 
Leben war nach der Ansicht der Deutschen nur eine Vorbereitung zu einem an¬ 
deren höheren Daseyn. Die drei Nornen stehen am Eingänge des Lebens, 
lenken das Schicksal des Menschen von seiner Geburt an; die Walkyrien 
aber stehen am Ausgange, beim Tode, sie wählen die Helden, die sie lieben, 
in der Schlacht zum Tode aus, sie reiten in der Luft auf dem Nebel als Wol- 
kenjungfrauen, verleihen den Sieg und bedienen die gefallenen Helden in der 
Walhalla, wo sie unter den Göttern beim Gastmahle sitzen. Daher die große 
Kriegeslust der Deutschen und die hohe Todesverachtung derselben; die Feigen 
und Schlechten kommen in die Hel, den unterirdischen traurigen Aufenthalt. 
Sie glaubten fest an die Unsterblichkeit der Seele, Lohn und Strafe nach dem 
Tode. Die planetarische Welt entstand aus dem Wasser, daher die Schö¬ 
pfung genannt, ein Menschenpaar war zuerst auf der Erde, die Götter gaben 
demselben Leben, Geist, Wissen und Sprache. Ihre Aufgabe ist Rechtthun, die 
Götter ehren und Tapferkeit im Kampfe. Am Ende der Tage beginnt selbst der 
große Kampf aller Gewalten und Kräfte der Natur, die Götter kämpfen gegen 
Loki und das Böse, fallen, aber siegreich, die Bösen gehen unter. Die Welt 
zerbricht und lodert auf in Flammen, aber der ungeheure Brand ist nur läuternd 
und verklärend; aus der gewaltigen Zerstörung geht durch den Willen des All¬ 
vaters eine neue Welt und neues Leben für die Götter und Helden hervor. 
Sie verehrten ihre Götter gewöhnlich in heiligen Wäldern 2) unter freiem 
Himmel, bei großen Eichen, auf deren Wipfeln dieselben ruhen, das Wehen im 
Haine verkündet ihre Ankunft. Dort waren ihre Altäre (barbarae arae), wo 
Opfer dargebracht, Gericht und Volksversammlungen gehalten wurden. Sie 
hatten aber auch Tempel, ungeachtet einer Stelle des Tacitus, und zwar nach 
seiner eigenen Aussage; einer war bei den Mersen Tanfana genannt3) und 
der Tempel der Hertha (Nertlius) wird ebenfalls erwähnt4); später, nach 
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1) Selbst der deutsche Name Weib wird von Weben hergeleitet. Doch wurde die 
Berchta oft grauenhaft, kinderschreckend dargestellt. 
2) lacitus c. 9, auch 39. Lucos ac nemora consecrant. 
3) Annal. I. 51. Celeberrimum illis gentibus templum, quod Tanfane vocabant, solo 
aequatur. 
4) Tacit, Germ. 40. Satiatam conversatione mortalium deam templo reddit (sacerdos).
	        
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