Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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katholischen Bisthümer, welche unter der Metropolis von Lauriacum stan¬ 
den?! — 
Eben so ist es mit seinem Nachfolger Gerardus, der um 520, und dann 
mit Erchenfried, welcher gar von 554 bis 615 als Bischof und Metropolit 
zu Lauriacum gewesen seyn soll. 
Diese beiden finden sich in alten Verzeichnissen vor, besonders in einer zu 
Passau im J. 1694 gesammelten Chronik1); allein diese ist viel zu jung, um 
etwas zu beweisen, und wenn auch ältere Quellen benutzt wurden, wer bürgt 
für ein sehr hohes Alter und die Richtigkeit ihrer Aussagen? Die wahre 
Geschichte weiß nichts davon, und so wie die schon besprochenen Eingaben von 
Metropoliten zu Lauriacum v o r Theodor fatsch waren, so sind es diese nicht 
weniger, wie kritische Geschichtforscher schon lange erklärten. Die Bewohner 
unseres Landes waren bald nach dem Tode Theodorichs des Ostgothen, die 
Baiern; diese aber hatten und brauchten keinen katholischen Bischof; denn sie 
waren nicht einmal Christen, sondern Heiden und zwar noch lange nach ihrer 
Ankunft in unseren Gegenden. Da aber aus ihrer Religion, später nach 
ihrer Bekehrung zum Christenthume, so mancher Aberglaube in dasselbe über¬ 
ging, da sie in mancher Hinsicht Grundlage ihrer Rechtsverfassung, vieler Ge¬ 
bräuche, Tugenden und Laster war, so müssen wir doch auch die Grundzüge 
ihres Glaubens und Kultus kurz darstellen. 
Die Deutschen im Allgemeinen, also auch die Baiern, verehrten den 
Wodan, nach nordischerAussprache Othin genannt; er ist der Ordner der 
Kriege und Schlachten, der Lenker der Welt, die Römer nannten ihn Mercu- 
rio; ferner den Mars, nach deutscher Benennung Ziu, auch Tiu; ein 
anderer Name desselben bei den Baiern war Eor oder Er3); man verehrte ihn 
als Gott des Sieges; dann den Thor (von den Römern mit Jupiter ausge¬ 
drückt), Thunaer oder Donar, durch Blitz und Donner sich ankündigend4), 
auf Hügeln und Bergen vorzüglich verehrt. Aus dem Frei-tage in der 
Woche geht auch der Kultus der Fr ei ja hervor; sie ist ähnlich der Venus 
als Göttin der Liebe; auch die Isis, wie Tacitus sagt, wurde von einem 
Theile der Sueven angebetet; doch war sie auch bei den Baiern bekannt, wo sie 
Holda oder Perahta, Berchta, die Glänzende, hieß. Sie war eine milde 
Göttin, führte strengeAufsicht über den Ackerbau, besonders über Ordnung 
-------  
1) Buchinger's Geschichte von Passau, I. S. 75. 
2) Paulus Diacon. 1. I. 9. Wodan-ipse est, qui apud Romanos Mercurius dicitur efc ab unl- 
versis Germaniae gentibus ut deus adoratur. 
3) Daher der Name Tius-Tag, Dinstag und baierisch; Eritag, Ertag, wie er 
beim gemeinen Volke jetzt noch heißt. 
4) Von ihm hat der Donnerstag den Namen- welcher auch ihm geheiligt war.
	        
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