Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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halte ich für die Stammväter jener am adriatischen Meere, denn auch fast alle 
übrigen Kelten in Italien sind jenseits der Alpen hergekommen, wie die 
Bojer und Senonen1). Einige aber bestreiten die Sage dieses Zuges in 
jenen so alten Zeiten, wie es Livius angibt2), setzen die Einwanderung der 
Kelten in Italien aus Gallien um 200 Jahre später an und erkennen jenen 
Einfall als den ersten, welchen dieselben um 390 oder 388 v. Ch. unter¬ 
nahmen, wo sie dann unter ihrem Anführer Clusium eroberten und Ch. J. 382 
Rom zerstörten, das Kapitolium ausgenommen; Livius aber, der sich um diesen 
Gegenstand näher bekünnnert zu haben scheint3), unterscheidet bestimmt zwi¬ 
schen dem ersten Zuge um 600 und dem zweiten um 390 und sagt: 
»Jene Gallier, welche Clusium und Rom eroberten, waren bekanntlich nicht 
die ersten, welche über die Alpen gekommen sind; schon 200 Jahre früher 
zogen Stämme derselben nach Italien und Mmpften mit den dort wohnenden 
Völkern"4). Doch ist auch wohl zu bemerken, daß Livius selbst die Gallier zu 
jener Zeit, wo sie Rom eroberten, ein ungewöhnliches, neues Volk, einen uner¬ 
hörten Feind nennt 5), und so mit sich selbst in einen Widerspruch zu gerathen 
scheint. Justinus in der citirten Stelle6) spricht auch von einem solchen 
Auszüge der Gallier wegen Ueberfüllung und sagt, daß sich ein Theil derselben 
in Italien niederließ, welcher Rom eroberte, ein Theil aber durch Illyrien unter 
Niederlagen der Barbaren drang und sich in Pannonien ansässig machte. Er 
bringt also auch diese Auswanderung mit Roms Eroberung zusammen, redet nur 
von Einem Zuge und zwar dem zweiten. 
Julius Cäsar spricht unbestimmt in Ansehung der Zeit des Auszuges und 
eigentlich nur von jener Wanderung der Gallier über den Rhein in den her-- 
cynischen Wald7). Polybius8) schildert den Einfall der Gallier in Italien 
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1) Strabo 1. IV. c. IV. 
2) Besonders 2) in seiner ronuschen Geschichte. Berlin 1830. B. II. S. 574 - 593, 
und Zeuß: Die Deutschen und ihre Nachbarstamme S. 165. 
3) Livius lib V. 34. De transitu in Italiam Gallorum haec accepimus etc. 
4) L. c. lib. V. 33. Equidem haud abnuerim, Clusium Gallos ab Arunte seu quo alio 
Clusino adductos: sed eos, qui oppugnaverint Clusium, non fuisse, qui primi Alpes transist- 
erint, satis constat. Ducentis quippe annis, antequam Clusium oppugnarent, urbem¬ 
que Romam caperent, in Italiam Galli transcenderunt. 
5) Livius lib. V. 17, 37, Gens inusitata, novi accolae, inauditns hostis. 
6) Justinus lib. XXIV. c. 4. Namque Galli abundante multitudine, cum eos non caperent 
terrae, quae genuerant, trecenta millia hominum, ad sedes novas quaerendas, velut ver sa¬ 
crum , miserunt. Ex his portio' in Italia consedit, quae et urbem Romam captam incendit et 
portio Illyricos sinus ducibus avibus (nam augurandi studio Galli praeter ceteros calent) per 
strages barbarorum penetravit et in Pannonia consedit. 
7) Caesar de bello gallico 1. VI. c. 24, 
8) Lib. II. 17, 18,
	        
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