Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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später, als St.Marienkirchen (gewöhnlich Samarein genannt) entstand, den 
jetzigen Namen erhalten, so gut als die östliche Yps auch ihren alten Namen 
verlor und schon lange Kristeinerbach heißt. Selbst jene interessante Stelle, 
welche aus dem alten Garstner-Codex angeführt Garstner-Codex 1), beweiset, daß Yps, 
das Dorf dieses Namens, und also wohl auch der Bach, nicht im jetzigen 
Lande unter der Enns, sondern oberhalb dieses Flusses, nahe dem Stifte St. 
Florian, gelegen gewesen sey; denn es wurde übergeben ein Hof im Dorfe 
Ypf durch die Hand der Markgräfin Sophie und ihres unmündigen Sohnes 
Ottokar VII.; dann folgt: in Austria aber (worunter das babenbergische 
Gebiet unter der Enns zu verstehen ist) an der Golsen andere Güter u. s. w. 
Aus dem Gegensatze: »in Austria vero” ergibt sich offenbar, daß das Dorf 
Ypf nicht in Austria gelegen war, sondern wohl ob der Enns im Gebiete 
Ottokars (durch den der Hof zu Ypf übergeben wurde, aber nicht das 
Gut in Austria), wo auch dieser Name urkundlich erscheint, wo die steieri¬ 
schen Ottokare überhaupt so viele Besitzungen hatten, ja ein großer Theil des 
Landes, worunter Steier und Enns mit einem bedeutenden Bezirke herum, ihnen 
eigenthümlich gehörte, wo sie Vasallen, Lehensleute und Ministerialen hatten. 
Auch erscheint in einer Urkunde 2) Meginhart von Ypfe, Bruder Ulrichs, als 
Untervogt von St. Florian, zwischen der Enns und Traun ansässig, also auch 
in dem Bezirke der Ypfen, und der Untervogt, zum Schutze des Klosters be- 
stimmt, hatte gewiß seinen Hauptsitz in der Nähe irgendwo und nicht in fernen 
Gegenden. Die Besitzer von Ypfe erscheinen öfters in Urkunden das Stift 
St. Florian betreffend, und unter den fideles von Passau 3), dergleichen mei¬ 
stens im Lande ob der Enns ihre Sitze hatten; und zuletzt ist zu bemerken, daß die 
alte Ueberlieferung im Stifte Kremsmünster immer auf diese Gegend hindeutete. 
Endlich in der Bestätigungsurkunde Kaisers Karl des Großen um 802 wird diese 
Gegend offenbar zum Traungau gerechnet. Dieselbe mag unecht seyn, doch ist sie 
sehr alt und für diese Sache beweisend4). Sollte übrigens dieselbe doch in Un- I 
terösterreich gewesen seyn, so würden wir sie auch am ehesten dort suchen, wo die Yps 
ihren Lauf hat; denn es ist wahrscheinlich kein bedeutender Unterschied zwischen 
Ipusa, Ipsa, Ips und Ypf, Ypha, Ipf. — Die anderen Orte, welche in der Stift 
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1) Stütz: Musealzeltschrift, Linz 1843 S. 33 — 35. Hiltigardis nomine quedam matrona 
et filius eius Udalricus de ipffe tradiderunt — curtem subsellii sui in ipffe villa sitam per ma- 
num domne marchionisse filiique eius Otacheri cum pratis et molendino et silvarum arbustis 
ceterisque appendiciis longe vel prope positis. In Austria vero ex una parte rivi Golseua — 
curtem etc. 
2) Kurz's Herzog Albrecht IV., II. B. S. £56. Urkunde vom J. 1145. 
3) Stülz Gesch von Sr. Florian, S. 239, 249. 
4) Urkunde bei Buchinger, Gesch. von Passau, B. II. 481: Hoc est in pago Trungowe 
sulzibahe et Siebah, Siebah, et quidquid duo duo flumina, que vocantur ipphas, esse cernitur
	        
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