Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Zustand des Christenthums in seinen Ländern. Ein anderer Sohn desselben, 
Theodoald, starb 712 oder 713; seine Witwe ehelichte Grimoald; auch 
Theodebert, von dem man seit 716 nichts mehr hört, soll noch vor seinem 
Vater gestorben seyn1); denn seyn1); J. 717, als Corbinian zum ersten Male in 
Baiern erscheint, hatte Grimoald schon Theodeberts einstigen Antheil, Tyrol, 
in Besitz 2). Noch in diesem Jahre, 717, starb der alte Theodo; ihn überlebten 
Grimoald und Hugbert, Theodeberts II. Sohn; dieser bekam desselben 
Antheil, Grimoald wollte ihm denselben entreißen, fiel aber durch Meuchelmord. 
Hugbert, Theodo's IV. Enkel, war nun allein Herzog in Baiern; dies 
ist gewiß, mag nun seine Alleinherrschaft bald nach Theodo's Tode oder erst im 
J. 728 erfolgt seyn, wie Einige behaupten 3). Für unsere Gegenden ist auch 
nur Er von Wichtigkeit; alle anderen Ereignisse betreffen mehr die westlichen 
und südlichen Gegenden Baierns. Seine Regierung begann mit Hilfe Karl 
Martells, des berühmten fränkischen Hausmeiers, dem er auch huldigte, als er 
um 725 gegen Alemannien und bis in die Mitte Baierns drang, die Anerken¬ 
nung der alten Oberherrlichkeit der Franken zu erzwingen 4). Karl nahm die 
Schwester Hugberts, Namens Suanhilde, zur Gemahlin und ward der Be¬ 
freier des westlichen Europa's von den Saracenen, die immer weiter aus dem 
eroberten Spanien vordrangen und in der Hauptschlacht bei Poitiers in Frank¬ 
reich im J. 732 geschlagen wurden, an welchem Kampfe wahrscheinlich auch die 
Baiern Antheil nahmen. In den unserem Lande benachbarten Gegenden, wo 
die carantanischen Slaven wohnten, begannen nun wieder oftmals Kriege zwi¬ 
schen ihnen und den Avaren; diese kamen im J. 732 mit großer Macht heran, 
und die Slaven, zum Widerstände zu schwach, baten den Herzog Hugbert um 
Hilfe; er kam auch mit vielen Truppen und schlug, vereint mit den Slaven, die 
Avaren in einer großen Schlacht, welche sich nun, so lange er lebte, ruhig ver¬ 
hielten. Doch er starb im Einfänge des Jahres 737, und obwohl er mit seiner 
Gattin Hiltifried mehrere Kinder erzeugt hatte, so folgte ihm doch keines in der 
Regierung Baierns nach, sondern Karl Martell setzte den Agilolfinger Odilo 
(Utilo) als Herzog ein, dessen Verwandtschaftsverhaltnisse zu Hugbert unbe¬ 
kannt sind5). 
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1) Filz, 1. c. S. 25. — 2) Vita 8. Corbiniani c. 10 p. 8. 
3) So Rudhart, Freyberg u. A.; sie setzten Theodeberts Tod um 724, Grimoalds um 
728 und Hugberts Regierungsantritt um 725 an; doch ohne besondere Gründe anzuführen. 
Dieser Zeitraum bedarf noch immer neuer Untersuchungen, man mag nun der älteren Regen¬ 
tenfolge, oder der neueren nach Filz seinen Beifall schenken. 
4) Enhardi Fuld. annales apud Pertz. Mon. germ. I. 34-4 zum J. 722 und 723 Karolus 
Alamannos et Baivarios armis subegit. — Herum Alamanui et Norici pacis jura pisa tenicrare 
nituntur. Bouquet II. 674 bezieht es aber auf das J. 725 und 728. 
5) Ann. Metens. apud Pertz I, 327.
	        
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