Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

149 
deutschen Flüchtlingen), und zwar vermöge ihrer Sprache 1), Religion, Rechts¬ 
und Staatsverfassung, politischen Einteilung, Sitten und Gebränchen, welche 
m'n deutsch sind, als ursprüngliche Grundlage ihres ganzen Lebens galten und 
deren Annahme von einem Volke anderen Ursprunges in der Geschichte bei einem 
ganzen zahlreichen Stamme, wie die Baiern schon im ersten Auftreten sind, 
nur ein äußerst seltener Fall ist. Ihre Kraft und Einheit in jeder Hinsicht 
deutet auf einen originellen Stamm und nicht auf einen Haufen zersprengter 
Flüchtlinge hin; und dann waren die Heruler, Scyren schon seit langer Zeit 
Christen arianischen Bekenntnisses, desgleichen die Rugier; die Baiern aber 
sammt ihren Fürsten oder Herzogen waren Heiden, die erst spater zum 
Christenthume bekehrt wurden, und daher unmöglich eine Zusammensetzung aus 
jenen Stämmen seyn konnten; — und woher käme da wohl der Name 
Baiern!? Sehr verschieden sind auch die Meinungen der Gelehrten in Anse¬ 
hung des Zeitpunktes, wann die Baiern zuerst in der Geschichte aufgetreten 
und am Lech angekommen sind. Die alten Chroniken, welche wohl größtentheils 
aus dem dreizehnten Jahrhunderte sind und sich bisweilen widersprechen, stim¬ 
men doch in Manchem überein, was die gemeinschaftliche, alte geschichtliche 
Grundlage ihrer Aussagen gewesen seyn mag, vorzüglich darin, daß die Baiern 
schon bald nach dem Jahre 500 in den Gegenden des jetzigen Baierns angekom¬ 
men sind, oder schon daselbst sich befanden. So sagt die Chronik von Salzburg 
zum J. 508: 3ii dieser Zeit kehrt das Volk der Noriker (Baiern), welches 
früher vertrieben worden war, unter dem Herzoge Theodo in die eigenthümli¬ 
chen Sitze zurück 2). Zum J. 526 heißt es ebendaselbst: Das römische Kriegs¬ 
heer wird bei Oetingen vom Herzoge Theodo geschlagen 3). Die Chronik von 
Admont sagt das Nämliche zum J. 520 4). Der Verfasser der Lebensbeschrei¬ 
bung des heil. Maximilian erwähnt diese Niederlage der Römer durch die Baiern 
schon zum J. 508  5). Bestimmter und genauer werden die Baiern von ziem¬ 
lich gleichzeitigen Autoren erst in der Mitte des sechsten Jahrhunderts erwähnt; 
zuerst von J o r n a n des, da er die Gränzen des Suevenlandes beschreibt 
und sagt: Gegen Osten hat es die Bajuvarier, gegen Westen die Franken, 
-------  
1) Paulus Diaconus I. 27, II. 30 sagt: daß die Baiern, Longobarden und Sachsen die 
namliche Sprache sprechen; also die deutsche. 
2) Pez script. rer. aust. T. I. ad annum 508. Hoc tempore gens Noucovuni prius expulsa 
revertitur ad proprias sedes duce Theodoiie. — Da liegt die Ansicht des Orosius zum Grunde, 
daß die Baiern Abkommlinge der Bojer sind. 
3) L. c. ad ann, 526. 
4) Pez script, II. ad ann. 520: Romanorum exercitus apud 0tingam a Bavaris prosternitur 
per ducem Theodonem. 
5) Chron. Bav. Bernardi Norici apud Pez II., anno domini 508: Theodo primus dux Bava- 
rorum Romanos apud Oetingam in bello prostratas de finibus illis ejecit et expulit.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.