Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Stämme derselben, die wahrscheinlich jenem Lande nahe wohnten 1). Auch zog 
er gegen die Mörder des einstigen römischen Kaisers Julius Nepos los, besiegte 
und tödtete den Comes Odiva2). Erst später, nach Severins Tode, im 
J. 482 tritt er thätig in dem benachbarten Lande unter der Enns auf, wel¬ 
ches noch unter der Herrschaft der Rugier stand, wozu gewaltthätig Handlun¬ 
gen von Seiten rugischer Fürsten Veranlassung gaben. Severin war nämlich 
stets in freundschaftlichen Verhältnissen zu Odoaker gestanden und hatte von ihm . 
auch ein gütiges Schreiben erhalten; nun aber, nach seinem Tode, plünderte 
Friedrich, der Bruder des Königs Feva, der Faviana und die umliegende Ge¬ 
gend besaß, doch wie sein Bruder seinen Hauptsitz am linken Ufer der Donau 
hatte, das große Kloster Severins gänzlich aus, ließ nur die leeren Wände ste¬ 
hen und brachte alles Geraubte über die Donau; aber bald traf ihn die Strafe, 
innerhalb eines Monates wurde er von seinem Neffen Friedrich ermordet 3). 
Odovaker, ein Verwandter des rugischen Königshauses, wollte nun Blutrache 
an Friedrich und seinen Aeltern, die ihn ohne Zweifel unterstützten, üben; es 
mochten auch Klagen über Tyrannei zu ihm gelangt sein; die immer wachsende 
Macht derselben, die ihm vielleicht gefährlich werden konnte, endlich wohl auch 
der Gedanke, das ganze Norikum bis zur Donau gehöre als römisches Land 
eigentlich zu seinem Gebiete, mochte ihn bewegen, mit einem großen Kriegsheere 
gegen die Rugier ins Feld zu ziehen. Er kam und siegte, nahm den König Feva 
sammt seiner grausamen Gattin Geisa gefangen, führte sie nach Italien ab und 
machte dem rugischen Reiche ein Ende; dies geschah im J. 487 4). Der Mörder 
Friedrich war jedoch der Niederlage entkommen und hatte sich zu Theodorich 
dem Ostgothen, Theodemirs Sohne, der zu Novä in Mösien seinen Sitz hatte, 
geflüchtet 5). Non dort kehrte er wieder ins Rugenland zurück, um Unruhen zu 
erregen; daher schickte nun Odovaker seinen Bruder Aonulf mit vielen Truppen 
gegen denselben, welcher ihn auch verjagte, aber zugleich auf dessen Befehl alle 
Römer, die sich im Lande (unter der Enns) befanden, sammt ihrer Habe fried¬ 
lich durch den römischen Lomes Pierius, einen Befehlshaber, nach Italien ab¬ 
führen ließ, wo sie Wohnplätze erhielten; auch die meisten Landeseingebornen 
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1) Gregorius Turon. hist. Francorum II» 19 bei Bouquet, T. II. p. 171. Adovacrius cum 
Childerico foedus iniit, Alemannosque, qui partem Italiae pervaserant, subjugarunt. 
2) Manso, Gesch. der Ostgothen, S. 36, 37. 
3) Vita S. Severini Sect. 38. Nam intra mensis spatium a Friederico fratris filio inter¬ 
emtus praedam pariter amisit et vitam. 
4) L, c. Gleich daruach heistt e§: Quapropter rex Otliacar Rugis intulit bellum, quibus 
enim devictis et Friederico fugante, patre quoque Feva capto atque ad Italiam cum nova conjuge 
transmigrato etc. 
5) L, c. Sectio 39. Ad Theodoricum (fugit), qui tunc apud Novas civitatem Moesiae 
morabatur.
	        
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