Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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von Attila um 440 zerstört worden war, trat an ihre Stelle Thessalonika1), 
aber nicht Lauriacum. 
Nach 440 begab sich Valentinas (dann Bischof von Rhätien) nach Rom, 
um sich rechtskräftige Sendung zu holen zur Bekämpfung und Bekehrung der 
Arianer zu Batavis, welche ihm wohl auch der Metropolit von Lauriacum hätte 
ertheilen können, wenn schon einer daselbst gewesen wäre; doch ist auch in der sehr 
alten Legende Valentins von einem solchen nicht die geringste Spur anzutreffen2), 
Oder ward Lauriacum nach Attila eine Metropolis, war 
Constantius daselbst ein Erzbischof? 
Auch dafür finden sich in der Geschichte jener Zeit keine Beweise vor, aber 
wohl für das Gegentheil. Als man den heil. Severin zum geistlichen Vorsteher 
haben wollte, trug man ihm die Ehre des Bisthums an (episcopatus ho¬ 
norem), und von einem Metropoliten in diesen Gegenden ist keine Spur in 
seiner Lebensbeschreibung; Constantius heißt immer nur Bischof oder Ponti¬ 
fex loci, und Ennodius, Bischof von Pavia, der das Leben des heil. Anton von 
Lirin, eines Neffen des Constantius, beschrieb, nennt Diesen auch in den letzten 
Jahren seines Lebens, wo er als Flüchtling im Lande unter der Enns verweilte, 
ebenfalls nur Bischof, nicht aber einen Metropoliten3). Es werden wohl 
bisweilen auch Erzbischöfe an anderen Stetten blos Bischöfe genannt, 
allein nur, wenn jenes schon bekannt und gewiß ist, darf man auch den Aus- 
druck episcopus für Metropolita gelten lassen, sonst nicht; denn von der Mög¬ 
lichkeit gilt kein Schluß auf die Wirklichkeit, sonst könnte man jeden Bischof für 
einen Erzbischof halten. Und dies ist bei unserem Constantius noch desto weniger 
der Fall, weil Lauriacum weder früher noch damals eine metropoli« 
genannt wird, es heißt nur oppidum oder castrum, und als Metropolis von 
Norikum wird zur Zeit Severins deutlich Tiburnia im Drauthale angegeben; 
Lauriacum war es nie in politischer Hinsicht, und daher auch nicht in kirch¬ 
licher, weder von Pannonien, noch vom Norikum, nicht einmal im Ufernori- 
kum, wie wir schon gesagt haben. 
Wer sollte wohl damals Lauriacum zu einer Metropole erhoben haben? 
Zu Attilas Zeit sanken viele pannonische Städte in Ruinen, er, der Heide, 
herrschte auf den Trümmern derselben und des zerstörten Sirmiums; Rom 
hatte damals keine Macht und Gewalt kn jenen Gegenden, und es konnte keine 
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1) Caesar Aquil. 1. c. I. 95. Ex novella Justiniani. Praefecto ex urbe Sirmitana Thes¬ 
salonicam profugo praefecturam etiam honor sacerdotalis secutus est, sicut epis¬ 
copus Thessalonicensis sub umbra praefecturae aliquam meruit praerogativam. 
3) Bei Resch annal. Labion. T. I. p. 281 - 291. 
3) Maxima bibliotheca patrum veterum T. IX. p. 393. Inter has temporum procellas Con¬ 
stantius Pontifex-— humana lege liberatus est.
	        
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