Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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war, Baptisterium oder Taufstätte genannt1). Weihungen waren gewöhnlich, 
und die Kirchen gewissen Heiligen gewidmet2). Die Sitten der Bewohner 
scheinen ziemlich gut gewesen zu seyn; Severin rügt wenigstens nie große Ver¬ 
brechen und herrschende Laster, und er selbst leuchtete Allen durch Tugend vor. 
Er lebte für sich sehr strenge, gab das schönste Beispiel der Entsagung und lebte 
in der Einsamkeit, wenn ihn nicht die Schicksale und Umstände des Landes zu 
Wanderungen und zur Thätigkeit in politischer oder kirchlicher Hinsicht aufriefen. 
Es hatten sich damals schon in anderen Gegenden, besonders in Aegypten und 
im Oriente, Manche von dem Geräusche der Wett abgeschlossen, führten eine 
strengere Lebensart, beschäftigten sich mit Gebet, Lesung der heil. Schrift und 
geistlicher Bücher und wurden im Allgemeinen Asceten genannt; Manche 
lebten einsam und hießen Eremiten; wo mehrere beisammen wohnten, 
da nannte man sie Mönche, es gab solche beiderlei Geschlechtes. Auch in 
unseren Gegenden waren vielleicht schon Eremiten und diese Lebensweise war 
nicht unbekannt; doch gründete eigentlich Severin zuerst hier solche kleine 
Versammlungen, worüber er selbst Abt oder Vater war. Ein solches Kloster 
errichtete er bei Favianis oder Wien, im jetzigen Sievering3), und dann 
ein größeres zunächst den Stadtmauern Wiens 4), wo mehrere Mönche wohn¬ 
ten; bisweilen zog er sich, um allein zu seyn, in einen fernen Ort, kurzum 
oppidum genannt5), welches man für Burkersdorf hält. Die Mönche waren 
größtentheils Laienbrüder, lebten nach einer Regel, welche jedoch Severin nicht 
schriftlich aufzeichnete, ohne eigentliche Gelübde, doch strenge, ehelos, in Keusch¬ 
heit, Buße und Demuth. Ein eigenes Kleid unterschied sie von den Laien; sie 
hatten liegende Gründe, welche sie bearbeiteten (Sect. 35), verrichteten Hand¬ 
arbeiten in und außer dem Kloster für sich und zum Wohte Anderer, sie ertheil¬ 
ten Unterricht, gaben den Armen Speise und Kleider und lösten Gefangene aus; 
Morgens und Abends kamen sie zum Gebete und Singen heiliger Lieder zusam¬ 
men, wobei der Abt sich einfand. Unter ihnen gab es auch Priester (wie 
Severin selbst), Diakonen und Subdiakonen, um den Gottesdienst 
zu halten und die heil. Sakramente auszuspenden. 
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1) Dies geht Alles aus der vita Severini von Eugippius hervor. Man vergleiche hier¬ 
über Muchar's Norikum II. 265 u. s. w. Klein's Gesch. des Chriftenthums in Oesterreich und 
in der Steiermark B. l. 
2) Sect. 24. Basilica 8. Joannis bei Wien u. s. w. 
3) Vita Severiai Sect, 4. Beatus Severinus in locum remotiorem secedens, qui ad vi¬ 
neas vocabatur, cellula parva contentus. 
4) Sectio 4. Monasterium haud procul a civitate construxerat. Sect. XXIII, Monaste- 
rium antiquum et omnibus majus juxta muros oppidi Favianis. 
5) Sect, 4. Ipse vero ad secretum habitaculum, quod Purgum oppidum vocatur, ab ac. 
colis saepius secedebat. 
Pritz Gesch. v. Oberöst. I. 
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