Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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482, entgegentritt. Wir haben Severin schon als Wohlthäter desselben in jenen 
stürmischen Zeiten kennen gelernt, er war es aber nicht minder durch seine 
Sorgfalt für.die katholische Religion, Sittlichkeit der Bewohner und den Kultus. 
Es gab zu dieser Zeit in unseren Gegenden nur Christen und christliche Kirchen 
und die Bewohner waren dem katholischen Glauben ergeben ; denn Severin pre¬ 
digte nur von Tugend, Besserung, Fasten, Beten, Buße, Vertrauen auf Gott, aber 
nicht von eingeschlichenen Irrthümern oder heidnischen Ueberbleibseln; solche 
fand er nur in der Gegend von Cuculla (dem heutigen Kuchel zwischen Hal- 
lein und Golling), aber selbst dort waren die heidnischen Opfer nur in Geheim 
dargebracht worden 1). Er zog oft in unseren Gegenden herum, zu predigen 
und zu trösten; die Bewohner der befestigten Burgen luden ihn ein zu ihnen zu 
kommen und zu lehren2); daß nun überall in den größeren Orten und in den 
Kastellen auch Kirchen waren, ist ganz natürlich, da die katholische Religion die 
einzig herrschende war. Da Severin in dem kleinen Orte Cuculla (Kuchel) eine 
Kirche antraf, so befanden sich gewiß in größeren Orten auch dergleichen, und 
in Lauriacum versammelte einst Severin alle Armen in Einer Basilika3), 
woraus hervorgeht, daß es dort wenigstens zwei oder mehrere Kirchen gab. Es 
leuchtet ferner aus dieser Lebensbeschreibung hervor, daß es einen Bischof zu 
Lauriacum 4), einen Pfarrer, Priester, Diakonen, Unterdiakonen und verschie¬ 
dene Diener an den Kirchen gab. Der Kultus bestand aus dem heil. Meßopfer 
an jedem Tage einmal in Einer Kirche, dabei wurden Psalmen gebetet 
oder gesungen, an Sonn-- und Feiertagen waren auch Hochämter und eine Pre¬ 
digt, die Gemeinde kommunizirte mit dem Priester, Abends wurden Psalmen 
gesungen; es gab Opfergänge, freiwillige Zehenten für die Priester. Die vier¬ 
zigtägige Fasten vor Ostern wird erwähnt, es kommen Festtage des Herrn vor, 
(die Feste der Erscheinung Christi und Johannes des Täufers werden ausdrück¬ 
lich genannt). Den Sterbenden wurde die heil. Kommunion gereicht, die an¬ 
sehnlicheren Todten wurden in der Kirche bei Lichtern, Wachen und betenden 
Personen ausgesetzt; es gab feierliche Begräbnisse, Vigilien, Trauergottesdienste, 
Gebete für die Verstorbenen und Jahrestage für dieselben. In den Kirchen 
verehrte man die Reliquien der Heiligen, Lichter wurden in denselben verwendet, 
man wallfahrte zu den Grabstätten der Märtyrer. Die Taufe wurde gewöhn¬ 
lich durch Eintauchen verrichtet, wozu ein eigener Ort in der Kirche bestimmt 
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1) Vita S. Severini. Sectio 12. Pars plebis in quoclam loco nefandis sacrificiis inhaerebat, 
2) L. c. Sect. 12. Certatim eum ad se castella sirtgula pro suis monitionibus invita 
runt etc. 
3) L. c. Sectio 27. Cunctos pauperes quadam die in una basílica statuit congregas!» 
Basilica ist eine größere gemauerte Kirche, ecclesia gewöhnlich aus Holz. Sectio 16. 
4) Sectio 29.
	        
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