Volltext: Die Dachsteingruppe

8 Norbert Krebs 
Der weitaus größte Teil des Plateaus hat einen sehr ein- 
heitlichen Vau. Uber den Tonglimmerschiefern und den 
Tonschiefern der Basis im Süden lagern zunächst die wasserführenden, quellen- und 
almenreichen Werfener Schiefer, die das Gebirge im Westen und Süden umgeben, 
darüber folgen Dolomite der unteren Trias, die durch ihre starke Zergrusung und die 
infolgedessen rasch um sich greifende Verwitterung ausgezeichnet sind. Sie bilden 
noch Denudationsreste auf dem Schiefergebirge und setzen den Buchberg Riedel bei 
Rußbach Sag sowie den Nordfuß des Sarsteins zusammen. Knollige Kalke erscheinen 
an ihrer Stelle auf dem Plankenstein-Plateau. Nun folgt ein schmales, oft aussetzen- 
des Band von Mergelschiefern mit rostgelben Oolithen und darüber in außerordent- 
licher Mächtigkeit, Wände und Plateaus zusammensetzend, grauer Kalk der oberen 
Trias, in den unteren Teilen schichtungslose Bildungen einstiger Korallriffe, in den 
oberen gut geschichtete Absätze in seichterem Wasser mit reichen Versteinerungen (Me- 
galodonten, von der Bevölkerung als „Kuhtritte" bezeichnet). Schon S i m o n y hat 
darauf verwiesen, daß die dolomitische Entwicklung bald höher hinaufgeht, bald nur 
auf die unteren Partien beschränkt bleibt, und das gleiche gilt auch von der Riff- 
Facies im-Vergleich zu den geschichteten Dachsteinkalken, so daß sie sich oft gegenseitig 
ersetzen. Im ganzen ist die Lagerung eine ziemlich flache, sie wechselt an einzelnen 
Bruchlinien und ändert sich oft auf kurze Strecken, wie ein Vergleich des Niederen 
Dachsteins mit dem Hohen ergibt, die zusammen eine Mulde bilden. Obwohl auf dem 
Plateau sehr häufig Südfallen der Schichten festzustellen ist, besteht der ganze Nord- 
abhang bis zum Spiegel des Hallstätter Sees, 497 m, nur aus Dachsteinkalk, während 
er an der Südkante erst über 2000 m Höhe ansteht. Wir müssen bis an das Nordende 
des Sees gehen, um wieder den Dolomit sich herausheben zu sehen. Das ist nur mit 
größeren Längsbrüchen zu erklären, an denen die nordseitigen Schichtpakete abgesun- 
ken sind. Im ganzen zieht eine tektonische Mulde durch den nördlichen Teil des Pla- 
teaus, etwa vom Blassen über den Südrand des Hallstätter Sees und zwischen Kop- 
penplateau und Kammergebirge ostwärts. Im Norden reiht sich daran eine neue Anti- 
klinale, die im Goiserner Weißenbachtal vorzüglich erschlossen ist. 
Auf der ungleichen Widerstandsfähigkeit von Dachsteinkalk, Riffkalk und Dolomit 
beruhen die Formenunterfchiede der Gebirgskämme. Dem Tal der Gofaufeen folgt 
ein Querbruch, der im westlichen Flügel den Riffkalk zu viel bedeutenderen Höhen 
erhebt. Die Dachsteinkalkdecke ist hier, wenn sie je zur Ausbildung kam, schon abge- 
tragen. Roch erkennt man eine einst zusammenhängende, pultsörmige Abdachung der 
Risse gegen Westen aus dem Zusammenpassen der Gipfelflächen und Turmkronen, aber 
das ist alles bis auf kleine Reste zerstört; der ganze Gofauer Kamm dankt feine 
schroffen Wände und die starke Zerschartung der Grate, die bis zur Auflösung in aben¬ 
teuerliche Felszacken geht, der mit großer Widerstandsfähigkeit des Gesteins gepaarten 
vertikalen Klüftung, die uns an den Hängen des Mandlkogels und des Großwandecks 
(vergleiche Simonys Bilder und unsere Abb. 2, S. 9 und 15, S. 48) besonders deut¬ 
lich entgegentritt. Isolierte Felsklötze und so luftige Aufbauten, wie sie die Bischofs- 
mütze zeigt, kehren nur in diesem Gestein wieder. Im Dachsteinkalk tritt die Klus- 
tung hinter der Schichtung zurück (siehe Vollbild bei S. 2). Diese bedingt die 
treppensörmigen Absätze der Schichtkopsseite und die spiegelnden Hänge der bei 
der Ersteigung viel unangenehmeren Schichtplatten, die pultsörmige Gestalt zahl- 
reicher Gipfel und die auf den sanfter geneigten Flächen besonders stark entwickelte 
Verkarstung. Im ganzen sind die Felsbauten breiter, wenigstens nach einer Seite 
sanfter geneigt; Zacken und Zähne treten zurück, die Profillinie wird ruhiger. Je 
weniger geklüftet das Material ist, um so weniger Schutt liegt auf den Gesteinsbän- 
dern und verhüllt den Fuß der Wände. In dem Kamm, der hinter der Adamekhütte 
vom Hochkreuz gegen die Schreiberwand vorstößt, neigen sich Schichten und Plateau- 
Der geologische Vau
	        
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