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Kaiser auf die ja in Wien schon früher geplante Erfüllung des
Wunsches (1) zu dringen, indem sie bemerkten, es sei sonst Zu
fürchten, daß nicht nur der Stillstand, sondern auch die Verhand
lung selbst vereitelt werden würde (2).
Ferdinand II. entsprach ihrem Ansinnen sofort durch ein
Schreiben nach München, denn die von Mansfeld und Bethlen
drohende Gefahr schien je länger desto dringender die Stillung des
Aufruhrs zu erheischen (3). Auf Seite der Bauern zeigte sich jedoch
trotzdem keine größere Bereitwilligkeit zum Frieden.
Als die Kommissare mit den Ausschüssen in nähere Verhand
lung über den Stillstand eintraten, verweigerten diese hartnäckig
die Genehmigung der Bestimmung, daß die Bauern die Belagerung
von Linz aufheben sollten. Nur mit großer Mühe ließen sie sich
endlich bewegen, das Versprechen einzuschalten, daß sie das Lager
vor Linz ersuchen wollten, während des Stillstandes für die Bürger
der Stadt im Iesuitengarten einen Markt zu eröffnen und an die
Besatzung das für acht Tage Notwendige au Getreide, Vieh und
Salz gegen Bezahlung zu liefern (4).
Die Kornmissare teilten das dem Statthalter mit und ersuchten
ihn, ein Verzeichnis der erforderlichen Lebensmittel zu senden (6).
Dem Grafen war der Stillstand wegen der in der Stadt herrschen
den Not willkommen. Um seinen guten Willen zu bezeigen, stellte
er das Schießen gegen die Bauern ein. Dies hatte jedoch, wie oben
erwähnt (6), nur die Folge, daß die Bauern ihre Laufgräben dem
Hofgarten näherten, der Statthalter einen Ausfall unternahm und
die Vorstadt in Brand geriet. Herbersdorf erklärte daher bei Über
sendung des gewünschten, Verzeichnisses (7), daß er an die Möglich
keit eines Stillstandes nicht glaube (8).
Auf kaiserlicher Seite hielt man indes unentwegt an der Hoff
nung auf gütliche Verständigung fest. Dem zum Angriffe drängen
den bayrischen Agenten Leuker gegenüber nahn: man allerdings in
Wien eine andere Miene an. Am 17. August erhielt derselbe den
Bescheid, der Kaiser habe niemals viel Erfolg von den Unterhand
lungen erwartet und jetzt seinen Kommissaren befohlen, dem zu
ihnen gesendeten Bauernausschusse eine kurze Frist zu setzen; sobald
diese ergebnislos abgelaufen sei, solle mit Gewalt vorgegangen wer
den und möge also Kurfürst Maximilian angeben, bis zu welcher
Feit seine Truppen bereit sein würden, damit man danach die Frist
bestimmen könne (9). Am 20. wurde dann den: Agenten die Er-