Volltext: Die Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen [Band 3]

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Die Deutschen in Südungarn. 
Kost, regelmäßigen Lebensart und anständigen Kleidung ein behä 
biges Aussehen verleiht. Das Gesicht des Bauern ist stets glatt 
rasiert, nur der Ortsrichter oder „Schulz" trägt für die Dauer 
seines Amtes einen Schnurrbart, den er aber wieder abnimmt, 
sobald er den Stock mit dem silbernen Knopfe abgibt. Man hat 
beobachtet, daß das Tragen der Schnurrbärte den ersten Schritt zur 
Ablegung des rechten Bauernthums bedeutet. Der Handwerker 
trägt Schnurr- und wohl auch Vollbart, ohne daß diese Sitte 
seinem socialen Wesen nahe gienge. Die Banaler Deutschen haben 
ihre frühere Kleider-Tracht mit einer halb ungarischen ver 
tauscht. Der Sonntagsstaat des. Bauern (und der schulentwach 
senen Burschen) besteht aus Jacke, Weste und enger Stiefelhose 
aus dunkelblauem Tuche; der Anzug ist vieler Orts verschnürt 
oder auch nur mit schwarzen Knöpfen besetzt; an der Weste fällt 
eine dichte Reihe runder Stahlknöpfe auf. Den Fuß bedecken 
Stiefeln mit hohen Schäften aus Corduanleder, den Kopf ein 
breitkrämpiger Filzhut oder eine schwarze Kappe aus Lammsfell. 
Im Winter hüllt sich der Deutsche in eine pelzgefütterte Jacke 
oder er nimmt einen Schafspelz um, der dann auf der Außenseite 
mit dunklem Tuche überzogen ist. Bei der schweren Feldarbeit 
trägt er wohl nur weite Linnenhosen und ein ditto Hemd, an 
den Füßen weiße Socken in Lederpantoffeln. 
Das „Weibsvolk" oder „Weibsmensch" hat seine eigenthüm 
liche Tracht mehr bewahrt. Die Mädchen und jungen Weiber 
kleiden sich in kurze weitfaltige Röcke aus Zitz von helleren Farben, 
über welche eine breite Schürze gebunden wird. Den Oberleib 
verhüllt im Sommer ein feines Linnenhemd, ein schwarzes Seiden 
leibchen und ein über die Brust gefaltetes Seidentnch, in der 
kälteren Jahreszeit eine warme Tuchjacke. Um den Hals schlingt 
sich ein schwarzes Seidenband mit einem silbernen oder goldenen 
Kreuze. Das Haar wird bei Mädchen nach rückwärts gestrichen, 
in einen Zopf geflochten und dieser dann durch einen hohen Kamm 
oben am Scheitel befestigt. Die Weiber tragen das Haupt stets 
mit einem leichten Kopftuche bedeckt; bei den jüngeren Weibern 
ist das Kopftuch gewöhnlich aus schwarzer Seide; die älteren
	        
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