Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Die Deutschen in Südungarn. 
353 
Gegenüber, auf der andern Seite der Küche, liegt die „Kammer", 
die eigentliche Wohn- und Schlafstube, die weit einfacher ausgestattet 
ist; an diese schließt sich dann zumeist noch eine Schlafstelle oder 
eine Vorrathskanimer und dann folgt der Pferdestall, den der 
Banater Deutsche gerne in seiner Nähe hat Im Stalle schläft 
der walachische Knecht und oft auch der älteste erwachsene Sohn 
vom Hause. An den Pferdestall reiht sich der Stall für die 
Kühe und Ochsen. 
Die andere Hofseite gehört dem Schweinskoben, den Schütt 
häusern für den Mais (Kukuruz), dem Geflügel- und Hundestall. 
In der Mitte des Hofes steht der Ziehbrunnen. Nach der Straße 
hin trifft man auf den meisten Bauernhöfen noch ein kleineres 
Wohnhaus, meist nur aus einem Zimmer und einer Küche mit 
kleiner Vorrathskammer bestehend. Das ist das „Ausbehalt- 
Häuschen"; hierher zieht sich der alte Bauer zurück, wenn er dem 
erwachsenen, verheirateten Erstgebornen die Wirthschaft übergeben hat. 
Ein Gitterzaun trennt den Vorderhof von dem Wirthschaftshofe. 
Hier hat wohl auch das Geflügel seinen gewöhnlichen Aufenthalt; 
hier wird im Juli in riesigen Feimen (Tristen) die herein 
geführte Ärnte aufgethürmt, welche dann auf der glattgestampften 
Tenne entweder durch die Pferde ausgetreten oder feit neuester 
Zeit durch die Dreschmaschinen ausgedroschen wird. Das Stroh 
bleibt dann als Feuerungs- und Streu-Material hochaufgeschichtet 
im Hofe zurück. 
An diesen Hof schließt sich der Hausgarten, der außer dem 
gewöhnlichsten Gemüse noch einige Obstbäume enthält. Der 
Gartenbau bildet leider einen zumeist vernachlässigten Theil der 
deutschen Landwirthschaft im Banate. Freilich darf nicht übersehen 
werden, daß die weitausgedehnte Ackerwirthschaft alle Arbeitskräfte 
absorbiert; dennoch könnte in der Pflege der Hausgärten mehr 
geleistet werden. 
Der Banater Deutsche repräsentiert eineil kräftigen, ausdauernden 
Menschenschlag. Von mittlerer Größe und untersetzter Gestalt 
zeigt er eineil gedrungenen Körperbau, der mit den Jahren zur 
Korpulenz neigt und dem deutschen Bauer bei seiner reichlichen 
Die Deutschen in Ungarn u. Siebenbürgen von Prof. vr. Schwicker. 23