Volltext: Die Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen [Band 3]

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Verfall des Deutschthums in Ungarn. 
in Zebeu, in Rosenau, von wo sie nach Göllnitz eingeschleppt 
ward u. s. w. „Schon überall sind die Ortschaften öde", heißt 
es in einem Briefe Bercsönyi's vom 29. August 1710. 
Dem Deutschthum in Ungarn versetzte aber die empfindlichsten 
Wunden die Gegenreformation. Diese begann in der Zips 
schon im Anfange des XVII. Jahrhunderts und dauerte von da 
ab in allen deutschen Gebieten Ungarns mit abwechselnder Heftigkeit 
bis in das XVIII. Jahrhundert fort. Die Graner Erzbischöfe 
Szelepcsönyi und Peter PLzmLny, welche die Jesuiten 
herbeiriefen oder verbreiteten und bei der katholischen Restauration 
hauptsächlich verwendeten, eröffneten diese auch von der Regierung 
begünstigte Bewegung, deren Resultat in kirchlicher Hinsicht aller 
dings erfolgreich erscheint, aber in politischer und cultureller 
Beziehung von sehr fraglichem Werthe war. Die Reformation 
hatte bekanntlich vor Allem in den Kreisen der Deutschen ihre 
weiteste Verbreitung und ihre eifrigsten Anhänger gefunden. Indem 
der Protestantismus hier bekämpft wurde, gestaltete sich der Kampf 
zugleich zu einem Angriffe auf das Deutschthum und man ist auf 
Grund historischer Thatsachen berechtigt zu behaupten, daß es sich 
bei der katholischen Gegenreformation in vielen Fällen nicht sowohl 
um die Bekehrung der deutschen Protestanten als vielmehr um die 
Vertreibung und Unterdrückung der Deutschen überhaupt handelte. 
Die nationale Antipathie hüllte sich in die Maske der katholischen 
Kirchlichkeit, um dem verhaßten Deutschen die Geisel fühlen zu lassen. 
Zu dieser Trennung zwischen Deutschen und Magyaren hatte auch die 
Spaltung der Protestanten in Lutheraner und Cal 
vinen das Ihrige beigetragen; dem Augsburger Bekenntnisse 
blieben, wie oben erwähnt, die Deutschen getreu; die protestantischen 
Magyaren dagegen wendeten sich der Lehre Calvins zu, welche 
als „magyarischer Glaube" mit dem Lutherthume auch hier in 
häufige Fehde geriet!» und demzufolge auch die nationell verschiedenen 
Bekenner auseinanderhielt, so daß oft Volks- und Religionshaß 
gemeinschaftlich gegeneinander wirkten. In den oberungarischen 
Dentschenstädten ebenso wie bei deren westungarischen Schicksals 
genossen begnügten sich die Restaurationscommissäre keineswegs
	        
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