Volltext: Die Polen und Ruthenen in Galizien [Band 9]

2 
Einleitung. 
bekannt zu geben. In dieser Richtung geschah seit Jahren wenige 
eigentlich gar nichts. Die seit der constitutionellen Aera zu viel 
seitiger Thätigkeit Berufenen hatten vollauf zu thun, die 
besten Kräfte der Provinz waren und sind zu überbürdet, um 
Zeit zur Berichterstattung über das Thun und Treiben Galiziens 
erübrigen zu können. 
So drangen aus dem fernen Grenzlande abgerissene Töne, 
harmonisch oder Harmonielos, Früchte eines bedeutenden Cultur 
zustandes ankündigend, oder über innere nationale und sociale 
Zerrissenheit, über ökonomische Verkümmerung klagend, Anlaß 
gebend zu den verschiedensten Beurtheilungen, ja selbst zu übelge 
launten Verurtheilungen der „rein passiven Provinz". Dem weit 
blickenden Staatsmanne, dem tieferen Denker über die Geschicke 
und Interessen Österreichs und Europas konnte zweifelsohne alles 
jene Negative nicht die hohe Bedeutung dieser Provinz im Gesammt- 
verbande des Staates verdecken; einer volksthümlichen, allgemein 
österreichischen Sympathie für dieselbe mußten die unerklärlichen 
oder vielmehr unaufgeklärten Dissonanzen nur schaden. 
Galizien ist auf der Gesammtmappe des Staates ein in die 
große sogenannte sarmatische Tiefebene von der Scheidelinie der 
Karpathen vorgerücktes Land. Die politische Geschichte des letzten 
Jahrhundertes annectierte es an die Erblande des Hauses Habs- 
burg-Lothringen; seit 1773, wo es durch Polens erste Theilung 
als revindiciertes Königreich Galizien und Lodomerien entstand, 
wechselte es dreimal seine Grenzen: 1795 durch Hinzutreten Lublins 
und Cheims, 1815 durch Verlust derselben und Erweiterung der Gren 
zen gegen Podolien, 1846 durch Übernahme des Großherzogthums, 
damals Republik, Krakau. Wenn man auf die Genesis dieser 
Grenzveränderungen zurückblickt, sieht man über die Geschicke dieses 
österreichischen Landes jene inhaltschweren Verwickelungen schweben,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.