Volltext: Die Zigeuner in Ungarn und Siebenbürgen [Band 12]

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Namen und Herkunst. 
angehört, daß sie das Bewußtsein dieser Unterdrückung und Ver 
achtung tief empfunden haben. Dies deute schon der Umstand 
an, weil die Zigeunersprache kein Urwort für „freuen" und damit 
verwandte Begriffe habe; während ursprüngliche Ausdrücke für 
Furcht und Schrecken, Schmerz, Sorge und Trauer sich erhalten 
haben-und bei der Behandlung der Zigeuner sich wohl auch erhalten 
mußten. Ebenso weist man auf den gewöhnlichen Gruß einander 
begegnender Zigeuner hin: „lacidir clives“! d. i. „bessern Tag!" 
der vielleicht von Altersher die Empfindung des ins „Elend" 
auswandernden Volkes wiedergebe. Endlich sollen auch der „stechende 
und düstere" Blick, die meist ernste, ja melancholische Stimmung 
des Zigeuners dessen von jeher gedrücktes sclavisches Dasein 
bekunden. 
Wir unserseits halten alle diese Argumente zur Beurtheilung 
des socialen Zustandes der Zigeuner in ihrer Urheimat für hin 
fällig. Auch was denselben für die Beurtheilung ihrer europäischen 
Verhältnisse entnommen werden kann, hat angesichts anderweitiger 
Beobachtungen und Erfahrungen über die Natur und Gemüths 
stimmung des sorglosen Wandervolkes nur geringen Wert. Über 
haupt interpretirt man die Anschauungen, Lebensauffassungen, 
Gemüthsstimmungen und Lebensansprüche der „Naturvölker", zu 
denen ja das Gros der Zigeuner auch heute noch gehört, in der 
Regel nach der eigenen Anschauungsweise der Beobachter selbst. 
Man supponirt dabei oft Empfindungen, die bei den beobachteten 
Volksstämmen gar nicht vorhanden sind und coustruirt Seelenbilder, 
denen nur die selbstgeschaffeneu Phantasien entsprechen. Bedürfnis 
losigkeit und in Folge dessen auch Sorglosigkeit, Ungebundenheit 
und Leichtsinn in der Auffassung und Wertschätzung des Lebens, 
volle Hingebung für den Reiz des momentanen Genusses, Abscheu 
vor Grübelei und dumpfem Hinbrüten, Verachtung der bequemern,
	        
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