Volltext: Die Cecho-Slaven [Band 8]

Einwanderung und Ansiedlung des Volksstammes, sein Eulturzustand. 
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Denn die Oechoslaven lebten seit jeher, wie noch heutzutage der 
größte Theil der Südslaven, in Sippen (celedi). Die Sippe 
bestand aus allen Blutsverwandten, die von einem gemeinsamen 
Stammvater ihre Abkunft herleiteten, somit ans Eltern, Söhnen, 
Enkeln, Urenkeln u. s. w. All' Hab und Gut der Sippe war 
gemeinsam; jeder arbeitete für alle, alle für jeden. Die Ordnung 
in diesem Hauswesen wurde von einem Ältesten (vladyka, später 
starosta) aufrecht erhalten. Ursprünglich war es wohl in jeder 
Sippe der Vater; nach seinem Tode wurde durch Wahl der 
Fähigste unter den Hinterbliebenen ohne Rücksicht auf das Alter 
erkoren. Alle Mitglieder der Sippe führten nach ihrem Ahnherrn 
eine gemeinsame Benennung, die aus seinem Namen gebildet wurde 
durch Beifügung der patronymischen Endsylbe ici; s» z. B hießen 
die Nachkommen des Lobek, Radovan, Popel: Lobkvvici, 
Radovanovici, Popelovici. Der Name der Sippe übergieng 
mit der Zeit auch auf die Wohnstätte der Sippe, zumal sich diese 
bei Ausbreitung der Sippe zu einer größeren Ansiedlung (ves) 
erweitert hatte. Regelmäßig war das Dorf Wohnstätte einer 
Sippe, die so viele Wohngebäude bewohnte, als es Ansiedler gab. 
Daher erklären wir uns jene zahlreichen böhmischen Ortsnamen, 
welche derlei Familiennamen entlehnt sind und an der patrony 
mischen Endsylbe ici und der Pluralform erkenntlich sind z. B. 
Tuchomirici, SendraLici, Bratronici, Radonici, Brankovioi. Nebst 
diesen tragen sehr viele Ortsnamen in den böhmischen Ländern 
den Charakter von Collectivnamen, ebenfalls entnommen den 
ursprünglichen Dorfansiedlern; denn in dem Maße als die Sippen 
sich vermehrten und Zweig-Ansiedlungen nothwendig geworden 
waren, kamen neue Benennungen auf, welche den Sitten, dem 
körperlichen Äußern, der Tracht, der Beschäftigung wie auch anderen 
Eigenschaften der neuen Zweig - Ansiedler entnommen waren.
	        
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