Volltext: Graf Stefan Tisza

4. 
WAS ER VORFAND . . . 
„Der Kluge studiert Geschichte nicht, 
um aus ihr Haß, sondern um aus ihr 
neue Einsichten zu schöpfen 
Als Ungarn 1867 seine selbständige staatsrechtliche 
Stellung im Kähmen des Habsburgreiches wiedererlangte, 
waren die Keime nicht nur eines neuen einvernehmlichen 
Aufschwungs, sondern auch einer neuen Spaltung gesät. Dem 
Ungarn, das nach dem Rezept Franz Deäks und der Aus¬ 
gleichsmänner auf dualistischer und paritätischer Grundlage 
sein dauerndes, friedliches Auskommen zu finden wähnte, 
stand das Ungarn auf Grundlage der achtundvierziger Unab¬ 
hängigkeitsidee, das Land der unverwüstlichen Illusionen, 
gegenüber, und je länger, je heftiger befehdeten sich die bei¬ 
den Lager. 
Die eine Auffassung besagte, ein Werk der weisen Vor¬ 
aussicht, eine neue, bleibende, ersprießliche Lebensform sei 
geschaffen worden. Sie anzutasten, hieße am Lebensnerv der 
Nation zerren. Aus freien Stücken habe sich Ungarn mit 
dem anschließendem Westen unter Habsburgs Zepter zu einer 
Großmacht vereint, weil es nur in diesem Gebilde die Voraus¬ 
setzungen für die Fortführung seiner tausendjährigen staat¬ 
lichen Existenz zwischen Karpathen- und Adriagrenze finden 
könne, und es habe in klarer Einsicht dieser notwendigen 
Symbiose dasjenige von seiner Unabhängigkeit geopfert, was 
für den Großmachtbetrieb unerläßlich ist: das selbständige 
Verfügungsrecht über die Armee und die eigene Führung der 
Außenpolitik. An eine Lockerung dieser Gemeinsamkeit könne 
nur im Einvernehmen mit der Krone und in dem Maße ge¬ 
dacht werden, als es der internationalen Machtstellung der 
Monarchie und in weiterer Folge der staatlichen Integrität 
Ungarns nicht abträglich sei. Indem es die Macht der öster¬
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.