Volltext: Graf Stefan Tisza

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DIE OPPOSITION REGT SICH WIEDER 
„Darf die ungarische Öffentlichkeit 
die Bolle Bip van Winkles übernehmen 
und die Epoche dieser weit erschüttern* 
den Ereignisse durchschlafen, um nach 
dem Krieg dort fortzusetzen, wo man 
bei Kriegsbeginn steckengeblieben war?“ 
Mit Kriegsausbruch senkt sich eine seit vielen Jahren 
vergeblich ersehnte Friedensatmosphäre über das ungarische 
Parlament. Die Minoritätsparteien haben feierlich abgerüstet, 
ihre Führer üben als Vertrauensmänner Kontrolle an der 
Tätigkeit der Regierung. Auf den Kriegsschauplätzen, im 
Ringen gegen Sonderansprüche der Verbündeten und Über¬ 
mut der Militärs, um die Umstimmung drohender Feinde, 
stürzt man aus der einen Erschütterung in die andere; •— 
innerpolitisch klappt scheinbar alles aufs beste. Das Parlament 
tagt nur selten, und in den kurzen, formal verlaufenden 
Sitzungen läßt man sich durch Erwägungen einer höheren 
patriotischen Pflicht leiten, meidet jeden Zusammenstoß, der 
Wirkung stets eingedenk, die solche Unstimmigkeiten beim Feind 
hervorrufen müßten. Inmitten aller Aufregungen der Kriegs¬ 
ereignisse wirkt diese Harmonie im engeren Familienkreis 
geradezu als Befreiung. Wie leicht keimt doch unter dem 
Eindruck dieser plötzlichen Versöhnung auf Kriegsgeheiß in 
der Seele des martialischen Führers, der die tosenden parla¬ 
mentarischen Leidenschaften mit seinen Kampfinstinkten 
jahrein, jahraus umsonst niederzuhalten versuchte, die Illusion, 
daß der Weltkrieg, den er anfangs mit klarer Einfühlung in 
tiefere Zusammenhänge so eifrig bekämpfte, auf die Nation 
doch von reinigendem, erhebendem'Einfluß sei. In einem 
Vortrag über die Wirkung des Krieges auf das nationale 
Dasein, den Tisza zu wohltätigen Zwecken hält, schildert er 
die Kriegsfurie und den Krieg als volksverschweißende Gewalt
	        
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