Volltext: Das Bistum Linz

Den Mangel eines eigenen Bistums. Noch immer erstreckte 
sich die Diözese Passau über Ober- und Niederösterreich mit 
Ausnahme der Kleinbistümer Wien und Wiener-Neustadt, 
die Friedrich III nach langem Kampfe 1469 durchgesetzt 
hatte. Als Wien 1723 zum Erzbistum erhoben wurde, ge 
staltete sich die Lage für den österreichischen Anteil der 
Passauer Diözeje noch schwieriger. In dieser Verfassung trat 
das Land ob der Enns in das Zeitalter der Aufklärung, 
das mit der Aufhebung der Gesellschaft Jesu (1773) Ober 
österreich die erste schwere Wunde zufügte. In kurzer Zeit- 
griff der neue Negierungskurs so tief in das kirchliche Leben 
Oberösterreichs ein, das im Frieden von Teschen (1779) um 
das Innviertel vergrößert worden war, daß die Ereignisse 
den zweittiefsten Einschnitt seit der Glaubensspaltung bil 
deten. Mitten in diese Umwälzung fällt die Gründung der 
Diözesen Linz und St. Pölten. 
II. 
Es war für die ersten fünfzig Jahre der neuen Diözese 
entscheidend, daß ihre Entstehung in der Hochblüte des 
Staatskirchentums der Aufklärung, näherhin 
mitten in der Zeit des josefinischen KlostersturmesH vor sich 
ging. Die Wurzel der Kirchenpolitik Josefs II. (1780 bis 
1790) lag in der Auffassung vom Totalitätsanspruch des 
Staates auf alle Gebiete des menschlichen Lebens einschließlich 
der religiösen Betätigung. Diese in staatsphilosophifchen und 
staatspolitischen Ideen der Aufklärung verankerte Anschau 
ung hatte in den tatsächlichen kirchenpolitischen Verhältnissen 
Österreichs eine starke Stütze.^) Die Kaiser übten als Lan 
desfürsten nicht nur die Vogtei über die Klöster aus, führten 
Klostervisitationen durch und betätigten auf Grund weit 
reichender Privilegien ein förmliches Ernennungsrecht über 
wichtige kirchliche Stellen, sondern die Haltung der katho 
lischen Habsburger im Zeitalter der Glaubensspaltung und 
der allgemeine europäische Fürstenabsolutismus des 17. und 
18. Jahrhunderts sicherten den Herrschern in ihren Erblän- 
de.rn einen fast schrankenlosen Einfluß über die Kirche. Rom 
9 ) A. Hittmair, Der Josefinische Klostersturm im Land ob der 
Enns (1907). 
*o) H. Ritter von Srbik, Die Beziehungen von Staat und 
Kirche in Österreich während des Mittelalters, S, 75 ff.
	        
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