Volltext: Der Bauernkrieg in Oberösterreich

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Einfriedung aus eigene Kosten zu schützen wußten, zur Verzweiflung. 
Auch in den meisten anderen Ländern des deutschen Reiches hatte 
das Landvolk über vermehrte Lasten, Schmälerung der Rechte und 
Verlust der Freiheit zu klagen. Mochten auch manche Anforderungen 
durch den Verlauf der Zeit in den Augen der Herrschaften zu 
Rechten geworden sein, so kann doch der steigende Druck, welchen 
geistliche und weltliche Grundobrigkeiten ausübten, nicht geleugnet 
werden. Die Geschichte der Bauernaufstände muß noch einmal 
geschrieben werden; denn die Vergleichung einiger Urbare ist unge 
nügend, weil dieselben nur die Rechtsansprüche der Herrschaften 
enthalten, erst die Verhandlungsakten und zumal die vertrau 
lichen Schreiben der Obrigkeiten selbst, die noch in den verschie 
densten Archiven ruhen und ganz durchstudiert werden sollten, 
geben den richtigen Aufschluß. Der Bauer hat bei seinen Be 
schwerden viel weniger übertrieben, als er bei den Ver 
handlungen eingeschüchtert worden ist. 
Der Einfluß der Lehre Luthers, der ja erst im Jähre 1517 
hervortrat, auf den großen deutschen Bauernkrieg und auf den 
ersten Bauernaufstand in den österreichischen Ländern wird viel 
zu sehr in den Vordergrund gerückt; denn Bauernaufstände gab 
es schon vor dem Jahre 1517 und die Ursache derselben waren 
nur die Bedrückungen der Untertanen. So erregte schon im Jahre 
1472 eine schwere Steuer, „die Weichstener", welche Erzbischof 
Burkhard den Salzburgern auferlegte, einen heftigen Aufstand 
in Pongau, Pinzgau und Brixental; der Erzbischof wurde unter 
Vermittlung des Herzogs Ludwig von Bayern—Landshut ge 
zwungen, nachzugeben^). Im Jahre 1515 begann ein Bauern 
aufruhr fast gleichzeitig in Steiermark, Kärnten und Krain, der 
mit Blutvergießen gedämpft werden mußtet). 
Ganz unbegründet ist die häufig vorkommende Be 
hauptung, das letzte Ziel der Bauernempörung sei Umkehrung 
aller Ordnung, Vernichtung aller Herrschaft und 
aller Eigentumsrechte, ein Reich der völligen zügellosen 
Freiheit und Gleichheit gewesen. Denn die Bauern, von Natur 
aus konservativ, haben stets zuerst den gesetzlichen 
Weg zur Abhilfe ihrer Beschwerden betreten und sind erst 
d a n n, wenn dieser Vorgang mit Einkerkerungen 
und Strafen gelohnt wurde, zu Bündnissen zu 
kam m en g e t r e t e n und zur Gewaltanwendung ge 
schritten. So ließ z. B. der passaimche Psleaer von Ebels 
berg im Jähre 1590 den Matthäus Fercher im Amte Asten fünf 
Tage einsperren, als er sich gegen die Höhe des Freigeldes be 
schwerte, und als nun die 5 Aemter der Herrschaft (Hofamt, 
Asten, Ansfelden, Donauthal, Goldwört) zusammentraten und an 
den Bischof Urban eine gemeinsame begründete Bittschrift ein 
reichten, wurde als Urheber derselben der Amtmann Sebastian 
Gstettner von Ansfelden eingekerkert und auf Befehl des Bischofs 
von seinem Gute abgestiftet^). 
Im Gebiete des Fürst-Abtes von Kempten im A l l g ä u 
erhoben sich im Jahre 1525 zuerst die Bauern, welche schon dreißig 
1472 
1515 
1590 
1593
	        
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