Volltext: Der Bauernkrieg in Oberösterreich

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„einen Pfefferkrämer nnd ärgerlichen Pfaffen". Ueber Befehl des Statthalters 
Herberstorf von: (31. August 1624 mußte Schwager binnen 14 Tagen das 
Land räumen und wurde den Bürgern bei Leibs- und Vermögensstrafe unter 
sagt, einen anderen lutherischen Prädikanten aufzunehmen. In St. Georgen 
wurde der eingeborene evangelische Pfarrer Wolfgang Geislitzer, welchen Graf 
Bartholomäus an Stelle des katholischen Pfarrers Nicolaus Jonas berufen 
hatte, im Jahre 1614 der Pfarre entsetzt (vergleiche Kotschy im Jahrbuche des 
Protestantismus Band V Seite 83—91), ohne daß die Pfarrleute, welche in 
dem Zeitraume von 1581—1598 ausschließlich evangelische Seelsorger besessen 
hatten, sich zur Rückkehr zur katholischen Religion bewegen ließen. In 
Schärfling hatte im Jahre 1598 die Reformations-Kommission (siehe 
Seite 27 dieses Büchleins) den evangelischen Pfarrer, welcher während der 
26jährigen Ausübung seines Berufes seinen Pfarrkindern lieb und teuer 
geworden war, beseitigt und an seine Stelle einen katholischen Priester gesetzt, 
als letzterer anfangs Juni 1601 mit Tod abging, berief Bartholomäus Kheven- 
hiller über Dringliche Bitte der Bürgerschaft den vormaligen evangelischen 
Pfarrer Georg Eiba von St. Georgen, der erst im Jahre 1614 entfernt wurde, 
als Graf Franz Christof die Stelle dem bisherigen Pfarrer von Aurolzmünster 
Balthasar Freysleben verlieh. Dieser bemächtigte sich nach Abschaffung der 
unkatholischen Schulmeister trotz Widerstrebens der Pfarrgemeinde des von 
dieser neu aufgebauten Schulhauses, schaltete mit Genehmigung des Grafen 
ziemlich unbeschränkt im Bekehrungsgeschäfte, setzte die evangelisch gebliebenen 
Amtleute ab, vertrieb . Religionshalber den Hofwirt Haberkorn in Kammer, 
verdächtigte als zu wenig eifrig den Pfarrer von St. Georgen, weil derselbe 
nicht den Pfarrhof in Weyregg mit einem tauglichen Priester besetze, vermochte 
aber erst mach Bewältigung der Bauernaufstandes und nur mit Hilfe der 
weltlichen Obrigkeit („brachii secularis adiumento“, wie er sich 1629 aus 
drücktet den Markt katholisch zu machen. 
164b) Kirchdorferische Registratur 1777. Rubrik: Bamberg, dann Lad 39, 
Nr. 49. 
i 65 ) Akten im Archive zu Losensteinleithen Lad 48. 
*66) Patenten-Sammlungen. 
16?) Allgemeines Reichsarchiv in München: Passauisches Blechkastenarchiv 
Nr. 244, Faszikel 90, Extrakt aus dem Gerichtsprotokoll über das Amt Gold- 
wört vom Jahre 1637. Kirchdorferische Registratur Lad 31, Nr. 41'. 
io») Repertorium des Archives von Riedegg, verfaßt von Chmel. 
168) Mein „Pcuerbach" Seite 542. 
iio) Repertorium des Stiftsarchives von St. Florian, 
ui) Stülz, Geschichte von Wilhering Seite 337, 338. Wer nur die 
Darstellung Stülz's und seiner unbedingten Nachtreter liest, möchte glauben, 
die Gegenreformation sei eigentlich in ganz sanftmütiger Weise verlaufen und 
trotz liebreicher Belehrung seien die Protestanten vorsätzlich in ihrem Irrtum 
verharrt. Allein Stütz hat, wie sich aus einem von ihm selbst auf Seite 365 
angeführten Belege deutlich ergibt, nur aus den einseitigen Angaben der da 
maligen nichts weniger als leidenschaftslosen katholischen Geistlichkeit geschöpft. 
In konfessionellen Dingen war er überhaupt voreingenommen und sticht gegen 
die älteren Florianer Geschichtsforscher Kurz und Pritz unvorteilhaft ao; als 
gebürtigen Vorarlberger war es ihm wohl auch schwer, das Wesen des ober 
österreichischen Volkes richtig zu erfassen. Aus den auf uns gekommenen Berichten 
der weltlichen Obrigkeiten und deren Bediensteten, welche Stülz ohne allen 
Nachweis sträflicher Borschubleistung beschuldigt, tritt uns ein ganz anderes 
weniger anmutendes Bild entgegen. Was die Zeitgenossen nicht aussprechen 
durften, was (die Nachgebornen verschwiegen oder entstellten, das offenbaren 
jetzt nach Jahrhunderten verstaubte und vergilbte Schriften: Acta loqmintur. 
Der richtigen Darstellung der Gegenreformation in Oesterreich hat erst im 
letzten Jahrhundert Hofrat Alfons Huber die Bahn gebrochen, ohne daß die
	        
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