Volltext: Das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg in Nied.-Öst.. 1. Die mittelalterliche Klosteranlage [11] (1 / 1920)

Mosmüller (1616—1629). 3m nordöstlichen Trakt, wo gegenwärtig die 
Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst untergebracht ist, 
befand sich das alte Refektorium und die Konventküche, weshalb der Los 
auch heute noch der „Kuchelhof" genannt wird. Im südöstlichen Teil 
endlich befindet sich der sonderbarer Weise überaus nüchterne und wahr¬ 
scheinlich erst durch die Ambauten des 17. Jahrhunderts in die gegeir- 
wärtige Form gebrachte Eingang in den stiftlichen Konvent, oder in das 
eigentliche Kloster. 
Sobald wir diesen Eingang passiert haben, eröffnet sich uns eine eigene 
Welt. Aber mehrere Stufen, die wir Hinansteigen müßen, gelangen wir 
zunächst in den stimmungsvollen Kreuzgang, der den Kern der ehemalige»» 
mittelalterlichen Klosteranlage bildet. Er ist seine»»» Wesen nach ein in, 
Viereck herumgeführter, gegen die Innenseite zu offener Gang, der in 
seiner Mitte einen Weinen Los oder ein kleines Gärtchen, das sogenarrnte 
„Kreuzgärtchen", uinschließt rrnd eheinals den Zugang zur Kirche, zuin 
Kapitelsaal, zun» Brunnenhaus, zum Speisesaal, zun» Schlafsaal, zum 
Studienraum usw. vermittelte. Die erste»» Geistlicher» besaßen nämlich 
keine eigerren Ziminer für sich, wie dies jetzt der Fall ist, sondern hielten 
sich tagsüber in den ihnen zur Verfügung stehenden geineinsainen Räumen 
des Klosters auf. Ihr persönlicher Wohnraunr war das Dormitorium 
oder das sogenannte „Schlafhaus", »vo, ähnlich wie in den großen 
Erziehur»gsinsti1uten unserer Zeit, in rnehreren großen Räuinen die „hül- 
zernen Zellen" der Geistlichen eingebaut »varen. Der Schlafraum war 
also zugleich Wohnraum, den inan im Grunde genommen nur zur Nacht¬ 
zeit benützte r»nd den man nur dann verließ, wenn man krank wurde »rnd 
in die Jnsiinarie übersiedelte, oder wenn inan starb und seine Wohrurng 
iin „Dormitorium mortuorum“, iin „Schlafraum der Toten", das ist in 
der stiftlichen Gruft zugeiviesen erhielt. Der Gebrauch eigener Zimmer 
kan» in Klosterneuburg erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf, als 
inan sowohl über dem alten Dorinitorium »vie auch über dem Kreuzgang 
ein eigerres Stocktverk aufbaute und mit wi»»zig kleinen Zimmerchen für 
die Geistlichen versah. 
Es wäre jetzt allerdings sehr genußreich, alle diese Dinge im Bilde 
zu sehen, ich »n»»ß »»»ich jedoch nur auf das Allernotwendigste beschränken 
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