Volltext: Die Pestsäule am Graben in Wien [17]

und köstlich vollendeten Elfenbeinschnitzereien; sein Aufenthalt in Wien, 
wo er seit 1676 nachweisbar ist, war die längste Etappe seines Wander¬ 
lebens. Das Rauchmillersche Modell ist nicht erhalten; doch wissen wir 
aus der weiteren Baugeschichte des Denkmals, daß es ikonographisch 
mit der in Zeichnung und Stich überlieferten Äolzsäule übereinstimmte; 
daß die Dreifaltigkeitsgruppe nach demselben Typus gebildet war; daß 
aber das Postament aus drei Flügeln bestand, die jeder in zwei Stufen 
untergeteilt waren und über angesetzten Kragsteinen die neun Engelsfiguren 
tragen sollten; und daß endlich drei der Engel sitzend geplant waren. Nach 
Analogie zu anderen Baugeschichten und nach dem stilistischen Befund 
(s. u. Beschreibung) möchte ich annehmen, daß Rauchmiller in seinem 
Modell auch für alle Engelstatuen die Entwürfe fixiert hat, die als Unter¬ 
lage für die Kontrakte mit den Bildhauern dienen konnten. Er selbst hat 
drei ausgeführt: die stehenden mit der Posaune und mit der Laute, den 
sitzenden mit dem Buch. Auch die Bekrönungsgruppe dürfte von Rauch- 
miller selbst sein, da für sie — ebenso wie für die drei Engel — in den 
späteren Rechnungszusammenfafsungen kein Zahlungsvermerk eingetragen 
ist. Ein rundes Geländer faßte das Denkmal ein. Rauchmiller ist über der 
Arbeit gestorben (5. Februar 1686). Aber auch das von ihm geplante 
Werk sollte nur in stark veränderter Erscheinung seinen Schöpfer überleben. 
Als zu Beginn des Jahres 1687 die ins Stocken geratene Arbeit wieder 
eifriger angegangen wurde, dürfte eine Konkurrenz von Projekten zu einer 
Amgestaltung stattgefunden haben; das beweisen zwei bei Jlg (s. Lit.) 
beschriebene Zeichnungen, die allein den fertigen Sockel beibehalten, im 
übrigen ihre Phantasie frei wirken lassen. Johann Bernh. Fischer 
(von Erlach) und Ludovico Burnacini bekamen den Auftrag; jener ver¬ 
änderte den nach Rauchmillers Plan fertiggestellten Sockel. Er ließ die 
Kragsteine abschlagen, so daß die dreigeteilte Kernform klarer zutage trat; 
die Tiefenseiten der Flügel sollten Reliefe schmücken, deren verzweigtes 
theologisches Programm der Jesuitenpater Dr. Franziskus Menegatti, 
der spätere Beichtvater des Kaisers, erdachte; auch ließ er das Postament 
drehen, so daß eine von zwei Flügeln eingefaßte Äauptfront gegen Süden 
entstand; endlich wurde das runde Geländer durch ein anderes, der be¬ 
tonten „Triangularfigur" des Sockels entsprechendes ersetzt. Ob Fischer 
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