Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

Johann Ev. Puchner als Sprachlehrer. 
Der am 3. Februar 1911 zu Linz verstorbene Professor der 
neueren Sprachen Joh. Ev. Puchner — geboren zu Gmunden 
am 12. Dezember 1835 — zeigte schon als Kind eine Vorliebe 
für Sprachkenntnisse. So begreist es sich, wie er es wagen konnte, 
als Buchbindergeselle nach Italien, Frankreich und England zu 
reisen. Fast immer reiste er zu Fuß, um Land und Leute kennen 
zu lernen und sich ihre Sprachen anzueignen. Nach Oberösterreich 
zurückgekehrt, begann er in Linz Unterricht in Französisch und 
Englisch zu erteilen. Vielfach waren seine Schüler Kellner, die 
er dann in guten Plätzen zu Paris und London unterbrachte. 
Unter ihnen befanden sich manche, die später als Linzer Hotel— 
besitzer ihrem Lehrer stete Hochachtung bewahrten. Von einem 
städtischen Beamten aufgemuntert, sich um eine öffentliche Stellung 
als Sprachlehrer zu bewerben, wandte sich Puchner an den da— 
maligen Landesschulinspektor, der auch bereit gewesen wäre, ihm 
eine Stelle in Böhmen zu verschaffen, wenn er sich in Wien einer 
Prüfung unterziehen wuͤrde. Puchuner wollte aber Linz nicht mehr 
verlassen. Die Prüfung machte er indes bei Professor Noel in 
Wien, so daß er in Linz eine behördlich autorisierte Privatschule 
für moderne Sprachen eröffnen konnte. Er führte sie mit stets 
gutem Besuche bis in seine letzte Krankheit ununterbrochen fort. 
Dabei hatte er oft auch erwachsene Schüler aus den angesehensten 
Kreisen, so z. B. russische und rumänische Offiziere, die von ihren 
Vorgesetzten nach Linz gesandt wurden, um hier Deutsch zu lernen. 
Die nötigen Kenntnisse im Russischen und Rumänischen hatte 
sich Puchner angeeignet. Einmal sollte er österreichische Offiziere 
in der russischen Sprache unterrichten. Er tat dies in der Weise, 
daß er einem von ihnen den Unterricht gab und dieser die anderen 
unterrichtete. Dem k. k. Statthalter Grafen Merveldt gab er, 
als dessen Berufung nach Innsbruck bevorstand, italienische Kon— 
versationsstunden. Auch die spanische Sprache erlernte Puchner 
ziemlich vollkommen. Als beeideter Gerichtsdolmetsch hatte er 
durch längere Zeit bald für diese, bald für jene Sprache den 
Vermittler zu machen. 
Seine Unterrichtsmethode im Französischen legte er an— 
—X—— Unterrichtsbriefen nieder, die seine 
Schüler benützten. Aufgemuntert, auch für höhere Lehranstalten 
eine Grammatik zu verfassen, gab er im Jahre 1874 in einem 
Hartl, Milde Beiträge. 24
	        
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