Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

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Receèdant vetera, nova sint omnia. 
Nova sint omnpia. Es ist schon eingangs dieses Aufsatzes 
gesagt worden, daß einen Anlaß zur Bauführung das Bedürf— 
nis der oberösterreichischen Provinz der Kreuzschwestern bildete, 
die in den verschiedenen Anstalten oder in Privathäusern be— 
nötigten Krankenpflegerinnen in einem der Kongregation ge— 
hörigen Hause für ihren Beruf ausbilden zu lassen. Hier haben 
wir also das Haus, in dem künftig die Schwestern für ihren 
Beruf bei den Kranken theoretisch und praktisch gebildet werden 
können und sollen. Es hat auch bisher solche gegeben, welche 
schon beim Antritte ihrer Tätigkeit eine besondere Schulung 
genossen hatten. Künftig werden diese die Regel, andere viel— 
leicht eine Ausnahme bilden oder auch ganz verschwinden. 
Recedant vetera. 
Mögen nur auch die Eigenschaften des Herzens, die Barm— 
herzigkeit und Treue und alle anderen schönen Tugenden, welche 
bhisher an den klösterlichen Krankenpflegerinnen so hochgeschätzt 
wurden, auch bei vermehrter Fachbildung immer von neuem 
erblühen. Nova sint omnia, corda, voces et opera. Dafür wird 
die heilige Taufe, dieses lavacrum regeénerationis, sorgen, dessen 
Kraft durch die anderen kirchlichen Gnadenmittel aufgefrischt 
oder erneuert wird. Und daß es an Opfer- und Zartsinn nicht 
fehle und das Gefühl der Verantwortlichkeit rege bleibe, dafür 
wird die klösterliche Ordnung das Ihre tun, ja mehr tun, als 
wenn es den Krankenpflegerinnen nur darauf ankäme, den An— 
forderungen des Staates oder einer Spitalsverwaltung genau 
nachzukommen. 
Kirchlich und modern — für manche ein fast unvereinbarer 
Gegensatz. Wie schön haben sich beide Begriffe in dem angeführten 
Beispiele miteinander verbunden! Der Bischof von Linz soll 
nach der Einweihung gesagt haben, das neue Krankenhaus freue 
ihn mehr, als wenn ihm jemand 50.000 Gulden geben würde. 
Ein vom Herzen gehendes wahres praeconium zur Verherrlichung 
des Festes. * 
Sacris solemniis iuncta sint gaudia — —8 
Et ex praecordiis sonent praeconia. — 
So wie in diesem Falle bei der Krankenpflege, so verhält 
es sich aber in unzähligen anderen Fällen auf allen Gebieten 
des kirchlichen Lebens. Die moderne Kultur dient demjenigen, 
der sie in seine Dienste nimmt. Gebrauchen wir sie, und sie wird 
uns gehören, wie Paulus sagt: Ompia enim vestra sunt, 
sive Paulus, sivo Apollo, sive Cephas, sive mundus, sive vita, 
sive mors, sive praesentia, sive futura: omnia enim vestra sunt: 
vos autem Christi: Ohristus autem Dei. (1 Cor. 3, 22, 23.) 
A
	        
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