Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

Recedant vetera, nova sint omnia. 
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der Operationssaal mit dem Narkose- und Sterilisierzimmer, 
dem Vorratszimmer für Verbandstoffe, ein Röntgen- und Spi gel— 
zimmer und ein Zimmer für das Mikroskop ꝛc. Der Opera— 
tionssaal dürfte wohl einzig dastehen. Fußboden, Waͤnde und 
Decke sind in Terrazzo hergestellt und feinft geschliffen. Gegen 
Norden ist ein Fenster, bestehend aus zwei Spiegelscheiben in 
der Größe von zusammen 18 Quadratmetern. Eiserne Türen 
schließen die beiden Eingänge. Nach jeder Operation wird der 
ganze Saal, auch Wände und Decke vollständig ausgespült 
und dazu bedarf es nur eines Trittes auf einen Knopf. Der 
Operationstisch wird durch eine Tret vorrichtung in jede beliebige 
Richtung gebracht. Sollte in der Nacht eine Operation not— 
wendig sein, so erhellt ein Deckenlicht von 200 Kerzenstärke den 
Raum vorzüglich.“ 
Also auch die Operationen, die Betäubung, die Durch— 
leuchtung des Körpers usw., alles auf dem' neuesten Stand⸗ 
punkte! Recedant vetera, nova sgint omnia, corda, voces eét 
o pera. 
So wird man also wohl in das Leichenhaus gehen müssen, 
um dem modernen — Betriebe fern zu sein? Doch auch das 
Haus des Todes ist zur Hälfte der Industrie in ihren modernsten 
Formen eingeräumt worden und der Leichenwärter ist zugleich 
— Maschinenwärter. Der Bericht lautet: „JIu der nordöstlichen 
Gartenecke erhebt sich ein kleiner Neubau. Die eine Hälfte ent— 
hält drei Leichenkammern, eine davon vollständig isoliert für 
solche, welche an einer ansteckenden Krankheit gestorben sind, ein 
Zimmer für den Leichenwächter und einen Seziersaal für bak— 
teriologische Untersuchungen. Die andere Hälfte ist das Maschinen— 
haus, welches einen Gasmotor mit 25 Pferdekräften, eine 
Dynamomaschine, die Akkumulatorenbatterie und die Benzol— 
kammer enthält.“ Wie verschieden sind doch die Klöster von heute 
von denen der früheren Zeit! Ad vocem Gasmotor! Der Boden 
von Wels ist reich an brennbarem Gase. Sehen wir, wie das 
ausgenützt ist. 
„Zwei auf 260 Meter Tiefe geführte Gasbohrungen liefern 
ganz kolossale Mengen Erdgas, welche in zwei Gasometern von 
6 Meter Durchmesser und 4 Meter Höhe gesammelt werden. 
Mit diesem Erdgase wird einerseits der Gasmotor bedient, der 
wieder die Dynamomaschine in Bewegung setzt und letztere ver— 
sieht das ganze Haus (über 200 Flammen) mit elektrischem 
Lichte und setzt die Pumpe in Bewegung, welche einerseits das 
Wasser vom Brunnen in das große Wasserreservoir am Dach— 
boden befördert und von dort aus das ganze Haus mit Trink— 
wasser versorgt, anderseits drei große Dampfkessel im Souterrain 
speist und von da aus das ganze Haus mit Wärme und warmem 
Wasser versorgt.“
	        
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