Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

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Von der alten und neuen Schule. 
der Lehrer ist keine Rede. Wehe dem Lehrer, der nicht fort— 
schrittlich wählt, wenn die Gemeindevertretung fortschrittlich 
zesinnt ist. Ich beneide die Herren um diese Freiheit nicht. — 
Wir waren Freiherren! — 
Früher kam jährlich der Dechant in die Schule, gewöhn— 
lich ein Schul- und Lehrerfreund, jedenfalls kein Feind, auf 
dessen Ankunft.man sich herzlich freute. Jetzt kommt der Be— 
zirksschulinspektor an dessen Stelle. Ob sich jetzt die Lehrer 
freuen auf dessen Ankunft, werden die Herren Lehrer, die aktiv 
sind, wissen. 
Früher hatte die Gemeinde für den Lehrer zu sorgen. Zu 
seinen Einkünften gehörte das Schulgeld, eine geringe Last 
für die Gemeinde. Dasselbe betrug in Pfarren von z3. B. 
2000 Seelen zirka 200 fl. C.⸗“M., eine kleine Summe, die aber 
gegen heute wenigstens 400 fl. wert war. Als Mesner und 
Organist hatte er von der Kirche eine gewisse Summe Geld, 
die nicht überall gleich war, vielleicht 60—100 fl, ferner die 
Sammlung; er hatte die Stolgebühren, die Wohnung und 
etwas Feld und Wiese. Wurde dazu etwas Grund gepachtet, 
so konnte sich der Schullehrer ein paar Kühe und Schweine 
halten. Er durfte daher jährlich viel weniger an Viktualien 
kaufen, als es jetzt der Fall ist. Die Lehrer standen sich, 
trotz geringen Schulgeldes, pekuniär besser, als 
jetzt mit den großen Gehalten. Gewonnen haben nur 
die Lehrer in ganz kleinen armen Pfarreien, in welchen die 
Stola usw. von keiner Bedeutung war, und die Stadtschulen. 
Die meisten Schulen haben verloren, trotzdem das 
Land nun über eine Million für die Schulen zahlt. 
Früher war der Lehrer, sobald er vom Dechante das 
Anstellungsdekret erhielt, sicher angestellt und zugleich mi lit är— 
frei. Der Gehalt des Unterlehrers betrug in der letzten Zeit 
70 fl. C⸗M, welche teils der Schullehrer (24 fl.) und teils 
die Gemeinde zu leisten hatten. Dazu kam die sogenannte 
kleine Stola, die je nachdem 40 - 100 fl. trug. Die Ver— 
pflegung hatte der Oberlehrer zu leisten. Stunden gab es 
auch. Abgesehen von diesen, war ein Unterlehrer mit, sagen 
wir, 150 fl. und freier Verpflegungh damals doch besser daran, 
als gegenwärtig ein Aushilfslehrer mit 300 fl. ohne Kost, 
der zudem nicht einmal fest angestellt ist, sondern heute da 
und morgen dort Aushilfe zu leisten hat. —— 
Was die Geldverhältnisse anbelangt, darf man ja nur 
auf die Petitionen der Lehrer achthaben, die verkünden ja un— 
unterbrochen der Welt, daß die Lehrer erklären, sie können 
nicht auskommen. So etwas hat die alte Schule nicht gekannt. 
) Ich hatte in einem Dorfe 70 fl. Gehalt, 80 fl. Stola und monatlich 
9 fl. für Lektionen.
	        
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