Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

Dr. Josef Salzmann. 
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ist dann die feierliche Konsekration dieser Kirche zur Unbefleckten Empfängnis 
Beatae Mariae Virginis. Und dann oder noch früher käme die Reihe an 
unsere Seminarkirche oder Kapelle, die ich gern geziemend ausschmücken 
möchte, damit der Herr ein schönes Haus und wir selbst einen vergnüglich, 
traulich, anziehenden Besuch darin haben und damit die Alumnen einen 
kirchlichen Geschmack sich aneignen. Die Kapelle steht seit September unter 
Dach und die Konsekration soll geschehen, wenn die Priester alle zu den 
Exerzitien sich im Seminar versammeln. 
Herr Gernbauer hat in Manitowa eine sehr ausgebreitete Mission, 
kommt daher ganz selten nach Milwaukee; seine Schwester ist gut verheiratet 
an einen Bäcker in Sheboggan. Dortselbst wohnen auch einige Oesterreicher 
aus Ried und Zell im Mühlkreis, die es anfangs nicht begreifen konnten, 
daß hier die Priester kollektieren und daß die Kirchen ꝛc. nicht von selbst 
aus dem Boden wachsen. 
Die äußere Wut unserer Gegner hat nachgelassen — an vielen sieht 
man Gottes Strafgerichte, häufig jäher Tod — aber die innere Wut gährt 
fort — diese schadet mehr — denn sie treten leiser und berechnender auf 
und haben es abgesehen auf die jüngere Generation, die, wenig erstarkt 
im Glauben, wenig gezügelt von Eltern, leicht umgarnt wird. Ich hasse 
deshalb alle Berichte, die vom großen Fortschritte der katholischen Kirche 
über den Ozean schreien. 
Aber ach — während ich den Brief ein paar Tage unterbrach — 
schreibt mir die Schwester aus Wien, Dr. Salfinger sei scheintot in den 
Sarg gelegt worden — ich kann oder ich will mich noch trösten mit dem 
Gedanken „Falsches Gerücht“. Er war drei Jahre mit mir im Seminar 
und über zwei Jahre in Wien — hart an mir im Oratorium, und jetzt! 
— ich bin in qualvoller Ungewißheit — reißen Sie mich schnell daraus. 
Das also ist das Leben — ach, Gottlob! nur die Vor⸗ wenn auch Kreuzes— 
schule fürs bessere Heim! 
Ich bat Kanonikus Schiedermayr um einen Schematismus — aber 
umsonst; oft wünschte ich über meine Kollegen zu hören, wenigstens ob 
sie noch leben — die Karte der Diözese Linz hängt in meinem Zimmer — 
aber ich weiß fast von keinem Priester die Station — würde dann vielleicht 
öfter schreiben. — Ich sehe schon — wenn ich nach drei Jahren mein 
Vaterland besuche, muß ich mich bei gar vielen (doch nicht beim lieben 
Haßreidter und noch einigen Wenigen) erst legitimieren und identifizieren 
und ich bin auf gar alles in dieser Hinsicht gesaßt — so wenigstens hoffe 
ich mit höherem Beistand. Dazu sind mir die 11-12 Jahre in Amerika 
die beste Probezeit; denn sowie man das größte Schiff mit einem Stoß 
vom Ufer trennt: so kann ich mit einem leichten Stoß (ohne Seufzer) die 
ganze neue Welt von meinem Herzen abstoßen (bloß nicht das Seminar) 
und wenn's mir auch in der alten Welt gleichermaßen geht, wie ich fürchte 
oder hoffe — wohlan — so muß ich zwischen zwei Welten — zum Himmel 
das Herz erheben. O, Sie, Sie mit Wenigen dürfen mir glauben, daß 
ich meine anscheinend großen Opfer für winzig anschlage um den Preis 
der Errungenschaft dieses Lehrstückes. 
Allein ich werde wirklich in drei Jahren die Heimat besuchen, zur 
Anschaffung einer Bibliothek und anderer literarischen Bedürfnisse; und 
weil sich dies von selbst und notwendig ergibt und in so naher Verbindung 
steht mit unserm Seminar: so hoffe ich, diese Reise komme von Gott und 
werde mir nicht als verlorene Zeit Rechnung machen. Daß ich mich 
auch menschlich hierauf freue, möge mir Gott und Sie verzeihen, der liebe 
Heiland wird mir schon Dornen flechten und oftmals meinen Pilgerfuß 
ritzen. Was soll ich Ihnen und den lieben Riedern alsdann mitbringen? 
Daß seit September 1857 mein alter Vater (jetzt 70 Jahre) mich 
überraschte und in Wahrheit erschreckte (ich hielt eben Vorlesung aus der 
Kirchengeschichte und erkannte den durch die Reise Abgemagerten nicht 
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