Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

Von der alten und neuen Schule. 
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schuld, aber daß die Preußen siegten, da ist der bekannte 
Schulmeister schuld. Ist das eine Logik? — 
Geht ein Gewerbe schlecht, heißt es gleich, die Leute haben 
—A00 
aushalten. Mehr lernen, längere Schulzeit ist das Heilmittel! 
Ja selbst bei den Lehrern wird da mehr Lernen, Fort— 
bildung, sogar auf der Hochschule (wer lacht da?) empfohlen. 
Es wird daher nicht schaden, auch diesen Punkt etwas zu 
besprechen. 
Ich beginne mit der Bildung der Lehrer. Der Lehrkurs 
dauerte Ende des vorigen Jahrhundertes vier Wochen, später 
oier Monate, dann ein Jahr, zwei Jahre, vier Jahre. 
Man hat in alter Zeit an dem Grundsatz festgehalten, 
daß einer das, was er lehren soll, selbst gut innehaben 
muß. Es wurde also darauf gesehen, daß der Lehramts-Kan— 
didat Lesen, Schreiben, Rechnen gut innehabe, und zwar in 
erster Linie soviel, als er in der Schule braucht. Zum Lesen 
und Schreiben gehörte natürlich der Sprachunterricht, geteilt 
in Rechtschreibung, Grammatik und Briefschreiben (Gedanken— 
ausdruck). Diese Gegenstände brauchte sich der Zögling nicht 
erst in der Präparandie zu erwerben, er brachte sie bereits mit, 
sowie wir sie zu unserer Zeit in die Präparandie bereits mit— 
gebracht haben. 
Die Möglichkeit, sich schon zu Hause diese Gegenstände in 
dem Maße anzueignen, wie der Lehrer sie braucht, bestand und 
besteht noch heute. Vor vollendetem 16. Jahre konnte niemand 
in die Präparandie eintreten. Jene nun, welche die Absicht 
hatten, Lehrer zu werden, hatten also vom 12. bis 16. Jahre 
Zeit genug, sich hierin gründlich unterrichten zu lassen. Ge— 
wöhnlich besuchten die Zöglinge in dieser Zeit noch die Volks— 
schule und wurden vom Lehrer zu schwächeren Kindern gesetzt, 
damit sie mit ihnen übten, und erhielten separaten Sprach— 
unterricht. In der Präparandie wurden dann diese Gegenstände 
nochmals durchgenommen und die Methode des Unter— 
richtes beigefügt. 8 
So kam der junge Lehrer nun in die Schule. War er sich 
dessen bewußt, was es heißt, „Schullehrer zu sein“, so gab er 
sich Mühe, die Methode des Unterrichtes nun praktisch aus— 
zuführen. 
Die Kinder sind sich zu allen Zeiten gleich, es gibt talent— 
volle und solche mit mehr oder weniger geringem Talente. Bei 
letzteren ist es vorzüglich die Geduld, die angewendet werden 
muß, um ihnen etwas beizubringen. Was einem talentvollen 
Kinde einmal gesagt oder gezeigt wird, muß letzteren vielleicht 
10 — 20mal gesagt und gezeigt werden.
	        
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