Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

Der gregorianische Kongreß in Rom. 
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Kommunion unter beiden Gestalten empfingen. Epistel und 
Evangelium wurden nicht nur lateinisch, sondern auch griechisch 
gesungen. Chor und Kapelle sangen beide sehr gut. Außer— 
ordentlich gut aber war der Gesang des Zelebranten; es war 
Geist und Leben. Man begreift um so leichter, wie Pius X. in 
seiner Instruktion so erhabene Worte finden konnte, um der 
Kirchenmusik ihre goldenen Bahnen zu weisen. 
Noch manche Freuden standen uns Kongressisten bevor. An 
dem Ausfluge nach Subjaco am 12. April beteiligte ich mich 
jedoch nicht, da ich an diesem und den folgenden zwei Tagen 
in der Stadt noch einige Besuche machen wollte, an denen mir 
gelegen war, während ich das allerdings historisch berühmte 
und wirklich sehenswerte Subjaco schon von früher her kannte. 
Ich besuchte also zwei meiner ehemaligen Schüler in den Klöstern 
der Salvatorianer und der Olivetaner, beide jetzt Priester, der 
eine Sekretär seines Ordensgenerals, der andere noch in 
Studien begriffen. Ferner sah ich die Hochschule der Benediktiner, 
das Anselmianum, auf dem aventinischen Hügel, dem Lärmé 
der Stadt fast entrückt, wie eine Gottesburg zum blauen Himmel 
ansteigend. 
An Kirchen, die ich noch besuchte, erwähne ich die neu— 
erbaute der barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz 
von Paul und die zwar ältere, aber in den letzteren Jahren mit 
einer herrlichen Gruft versehene der heiligen Cäcilia. Diese 
Gruft und jene Kirche gehören zu dem Geschmackvollsten, was 
die neueste kirchliche Kunst in Rom aufzuweisen hat. Leider 
sind beide nicht allgemein zugänglich, die Kirche nur durch die 
Klosterpforte, die Gruft nur unter Fuührung eines Kirchendieners. 
Noch einmal sollten wir als Kongressisten den Heiligen 
Vater sehen. Gegen 600 Personen versammelten sich Mittwoch 
den 13. April um 4 Uhr nachmittags in dem Konsistorialsaale 
des Vatikans. Man konnte auf Bänken sitzen. Sehr viele Personen 
standen aber in den Gängen und Fensternischen. Nachdem der 
Heilige Vater eingetreten war und auf seinem Throne Platz 
genommen hatte, hielt der Kardinalvikar von Rom, Respighüͤ 
eine auf den Kongreß bezughabende Ansprache, welche der 
Papst sogleich in längerer freier Rede erwiderte. Wie er da 
begeistert vor uns stand und den heiligen Gregor den Großen 
lobte als einen heiligen Mann, der sich um die Kirche und um 
die Zivilisation so ruͤhmliche Verdienste erwarb, da sahen wir 
klar, welches die Ideale Pius X. seien und was er von uns 
erwarte. Wir sollen auf der Höhe der Zeit stehen und das 
werden wir, wenn wir auf der Höhe unseres Berufes stehen. 
Nachdem er schließlich den Segen gespendet, dankte der Heilige 
Vater dem Kardinal für seine Bemühung, ließ sich die in der
	        
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