Volltext: Milde Beiträge zur Sitten- und Kunstgeschichte (1)

Von der alten und neuen Schule. 
hat man zu meiner Zeit für wunderbare Knabenstimmen ge— 
habt! Heute sind diese Stimmen, besonders schöne Sopran— 
stimmen, heinahe ausgestorben, wie jeder Chordirektor in den 
Klöstern weiß, wo man Sängerknaben hält. Der Grund liegt 
in dem unvernünftigen Singen in der Volksschule. Man macht 
auch Versuche, nach Noten zu singen. Das ist noch mehr Zeil— 
verschwendung. Man nehme Dutzende von Kinderu her, die in 
der Volksschule nach Noten gesungen haben und lasse sie ein 
einfaches Lied mit Klavierbegleitung singen, das sie nicht kennen 
und ich wette, keines kann es singen. Und erst gar schwerere 
Lieder oder Chorkompositionen!! Auch hier dürfte der Verleger 
der Gesangbücher den eigentlichen Nutzen haben. 
Das Endurteil ist nun leicht gefunden: Die Neuschule be— 
schäftigt sich unnötigerweise, weil ganz zwecklos, weil unerreich⸗ 
bar, mit Stoffen, die in die Volksschule nicht hineingehören, 
besonders, wenn der Herr Volksschulinspektor irgend einen Real— 
gegenstand als Steckenpferd reitet (könnte davon erzählen) und 
darum hat sie nicht Zeit, sich mit Lesen, Schreiben und Rechnen 
ausgiebig zu beschäftigen und daher steht sie in Erreichung 
dieses Zieles nicht im geringsten über der alten Schuse. 
Ich kenne gar manchen Lehrerveteran, alle geben überein— 
stimmend an, die Schule kann jetzt nicht mehr das leisten in 
den eigentlichen Gegenständen der Volksschule, weil sie über— 
bürdet ist mit Gegenständen. Jeder bedauert diesen Zustand. 
Schließlich sei noch bemerkt, daß es mir nicht einfällt, meine 
jungen Kollegen für die Mißerfolge verantwortlich zu machen. 
Die Schuld liegt nicht in ihnen, sondern an dem“ Lehrplan. 
Man entferne aus der Volksschule dasjenige, was in die Mittel— 
schule gehört, dann werden die Lehrer in den Volksschulgegen— 
ständen mehr leisten können, die Kinder werden einesteils das fürs 
Leben Notwendige lernen, anderenteils werden sie für die Mittel— 
schulen besser vorbereitet werden und man wird mit sech s 
Jahren Schulzeit ausreichen wie früher. Man stelle es den Eltern 
frei, ob sie ihre Kinder im siebten Jahre noch gehen lassen 
wollen oder nicht. Haben ja in früherer Zeit gar manche Eltern die 
Kinder etwas länger gehen lassen, besonders zu Zeiten im Jahre, 
in welchen sie dieselben zur Hausarbeit nicht brauchen konnten. 
„Einen besonderen Nutzen aber werden Lehrlinge haben. 
Man spreche mit Lehrherren und man wird allgemein die Klage 
hören, mit den 14hrigen Buben ist oft schwer etwas anzu⸗ 
fangen. Unbotmäßigkeit und Faulheit sind es über die geklagt 
wird. Den Grund kann man an den Fingern herablesen. 
3. Das Wichtigste. 
Die alte Schule faßte den Menschen auf als ein Wesen, 
das aus einem Leib und einer unsterblichen Seele besteht,
	        
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